Rudi Carrell war der Unterhalter der Nation. Mit seiner „Rudi Carrell Show“ und später der Sendung „Am laufenden Band“ schrieb er ein Stück deutsche TV-Geschichte. Fakt ist: Ohne das Unterhaltungsprogramm des gebürtigen Niederländers hätte man damals in die Röhre geguckt. Umso schwieriger ist es nun zu hören, dass der Publikumsliebling scheinbar auch eine dunkle Seite hatte.

In einem Interview mit dem Kölner Privatsender RTL erzählte Marijke Amado, die mit der „Mini Playback Show“ ihren großen Durchbruch als TV-Star feierte, wie schwer ihre Anfrage im Fernsehen waren und wie Rudi Carrell wirklich war. Sie selbst hatte bei seiner Show „Am laufenden Band“ ihr TV-Debüt. Generell sei der Ton am Set gegenüber Frauen aus heutiger Sicht undenkbar gewesen. „Alle hatten wenig Respekt vor denen, die Röcke trugen. In der Probe wurde mir ‚frauenfeindlich‘ mitgeteilt, dass ich bitte nicht mit meinem fetten Arsch in die Kamera laufen sollte. Und Rudi schrie auf Niederländisch noch einiges hinter mir her“, schrieb sie in ihrem Buch. Einmal habe er laut einem Bericht der „Bild“ gebrüllt: „Ich bin hier der Komiker, nicht Du!“.Definitiv keine leichte Kost! „Es war damals nicht alles Gold, was glänzt“, sagte sie damals gegenüber RTL.

Das Fernsehen sei eine reine Männerdomäne gewesen. Frauen seien ungerecht behandelt worden. Erst seit der „Me Too“-Affäre seien die Männer laut Amado vorsichtiger geworden. Doch trotz des Sexismus, den Carrell wohl an den Tag legte, blickt Marijke Amado positiv auf die Zeit zurück: „Ich bin Rudi trotz allem aber sehr dankbar. Er war am Ende unserer gemeinsamen Zeit auch viel zugänglicher und netter.“