Am 1. Juni erscheint das Album „Na und?! Sonne!“, kurz darauf geht er als Support-Act mit Helene Fischer auf Stadion-Tour, und im Herbst geht er selber auf Tournee – aufregende Tage für Ben Zucker, der sich dennoch die Zeit für ein Interview mit schlager.de genommen hat.
Die Legende sagt, dass du früher Toiletten bei Konzerten von Stars wie Seal gereinigt hast. Ist das richtig? Nach dem Abitur hast du dich direkt der Musik verschrieben?
„Das stimmt. Ich habe überlegt, zu studieren oder einem bürgerlichen Beruf nachzugehen, aber das war nichts für mich, weil ich immer Musiker und Sänger werden wollte. Da gab es für mich nie einen Plan B. Daher habe ich sofort alles auf eine Karte gesetzt und mich mit Jobs wie „Toilettenbetreuung“ bei großen Konzerten, Merchandising-Aktivitäten und dergleichen über Wasser gehalten.“
Bei einem Interview wurdest du „Newcomer Rock/Pop“ genannt. Du hast korrigiert: Schlager – du identifizierst dich mit dem Genre?
„Absolut, wobei ich die Bezeichnung vollkommen egal finde. Die Schublade spielte für mich noch nie eine Rolle. Mir war immer wichtig, dass ich meine Musik „fühle“ und dass ich das Gefühl meiner Musik dem Publikum transportieren kann. „
Du bist ja inzwischen in der Schlagerszene zu Hause. Haben sich da Freundschaften entwickelt?
„Ich war ja im Frühjahr gemeinsam mit Florian Silbereisen auf Tour, mit ihm bin ich inzwischen gut befreundet. Auch zu Ross Antony und Jürgen Drews habe ich einen guten Draht. Bei dieser Tour entstand eine tolle Gemeinschaft. Mit Kollegen wie Semino Rossi verstehe ich mich ebenfalls sehr gut.“
Wie bist du überhaupt zur Schlagerszene gekommen?
„Mein erster Manager war Pino Brönner, der Bruder von Till Brönner. Der hat sehr viel telefoniert und meine Songs präsentiert. Bei der Gelegenheit kam der Kontakt zum Star-Produzenten Thorsten Brötzmann und zum Label Airforce1 Records, Joe Chialo, zustande, und so kam der Stein ins Rollen.“
Einen Song des Ben Zucker-Albums hattest du schon unter deinem bürgerlichen Namen veröffentlicht?
„Das ist richtig. Der Song „Schönstes Haus“ war quasi meine Eintrittskarte ins Business. Den habe ich schon vor vielen Jahren mit einem Freund geschrieben – und genau der Titel hat die Initialzündung gegeben und mir Türen geöffnet. Deswegen wollte ich ihn auch unbedingt auf meinem ersten Album veröffentlichen.“
Der Titelsong deines ersten Albums heißt „Na und…?!“. Der Song hat autobiografische Ansätze?
„Ich war damals mit einer Unternehmerin zusammen. Wir verstanden uns sehr gut, aber wir waren ein ungleiches Paar. Sie erfolgreiche Geschäftsfrau – ich Musiker, der kaum Geld verdient hatte. Dazu kamen Einflüsse von außen. Die Beziehung hat leider nicht gehalten, aber ich habe noch immer einen guten Kontakt zu ihr.“
Aber eine Beziehung hast du momentan nicht? Du bist noch immer Single?
„Ja, ich bin glücklicher Single (lacht).“
Florian Silbereisens Glücksbringer ist seine rote Unterhose. Bei dir sollen Socken eine Rolle spielen. Hattest du beim ersten Silbereisen-Auftritt unterschiedliche Socken an? Ist die Lederjacke eine Art Glücksbringer?
„Das mit den Socken hatte ursprünglich mehr „praktische“ Gründe. Meine Mutter hat nach der Wäsche immer meine Socken sortiert, und ich habe ihr gesagt, dass sie das nicht muss. Ich nahm mir dann einfach immer zwei saubere Socken, die mussten nicht zusammenpassen. Inzwischen sorgt das für einen Wiedererkennungswert. – Und die Jacke hat mir einfach Glück gebracht, deshalb trage ich sie gerne – besonders und gerade auch bei TV-Auftritten. Man kann die Jacke aber durchaus „Glücksbringer“ nennen, ja…“
In einigen Interviews hast du erzählt, dass du als Aktmodell tätig warst?
„Ich habe einmal bei einer Galerie nackt musiziert, das ist richtig. Irgendwie musste ich ja Geld verdienen, das hat aber auch durchaus Spaß gemacht. „
Du schreibst die meisten deiner Songs selber – meist in Teams, teilweise sogar in Songwritercamps?
„Ich finde es gut, wenn man sich beim Liederschreiben gegenseitig befruchtet. Frische Ideen führen zu guten Songs, das hat sich in meinem Fall bewährt. Wobei die meisten Lieder in Zusammenarbeit mit Thorsten Brötzmann und Philipp Klemz, also im eher kleinen Team, entstehen, also nicht direkt in „Songwritercamps“.“
Deine neue Single heißt „Der Sonne entgegen“ – ist das quasi als bevorstehender Sommerhit konzipiert?
„Der Titel soll die Aufbruchstimmung nach dem kalten Winter beschreiben. Der Song animiert dazu, an schönen sonnigen Tagen sein eigenes Ding zu machen – das ist die Aussage.“
Noch vor knapp zwei Jahren warst du im Vorprogramm von Robert Gläser im Berliner „Bi Nuu“-Klub aktiv – und jetzt stehen Stadionkonzerte mit Helene Fischer bevor…
„Ich bin Robert Gläser dankbar, dass ich das damals machen durfte. Auch das war eine gute Schule für mich. Ich empfinde es übrigens als Vorteil, recht lange gebraucht zu haben, bis ich richtig erfolgreich war – auf die Art konnte ich viel lernen. Ich hatte damals übrigens ähnliches Lampenfieber wie heute – ob ich vor kleinem Publikum singe oder vor sehr vielen Menschen, ändert nichts am Lampenfieber. Wobei es eine riesengroße Ehre ist, Helene bei ihren Stadionkonzerten im Vorprogramm mit meiner Band zu unterstützen.“
Deine Sprechstimme klingt anders als deine Gesangsstimme…
„Das haben mir schon viele gesagt. Interessant ist, dass das keine antrainierte Technik ist, sondern meine natürliche Gesangsstimme, die von vielen als „Reibeisenstimme“ bezeichnet wird. Im vergangenen Winter waren wir ja auf Clubtour, da habe ich mehrere Konzerte gegeben – live singend, mit Band. Da habe ich keine Technik angewendet, sondern quasi mit meiner Gesangsstimme gesungen. „
Vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Glück für Deine bevorstehenden Projekte!