Christian Geller ist derzeit DER Hit-Produzent in Deutschland und allein deshalb auch nicht ohne Grund ein ganz heißer Kandidat für die Jury-Nachfolge von Dieter Bohlen bei „Deutschland sucht den Superstar“. Doch auch ein Christian Geller hat mal klein angefangen. Im Interview verrät uns der 46-Jährige, wie schwer der Weg nach oben war, warum er sich nicht ins gemachte Nest setzen wollte und dass sich seine Kinder keineswegs auf seinen Lorbeeren ausruhen dürfen!
Sie hatten bereits als kleiner Junge den Berufswunsch des Musikproduzenten. Sehr ungewöhnlich in diesem Alter….
Christian Geller: „Das stimmt. 1983/84 mit 8 oder 9 Jahren habe ich die Bravo und diese ganzen Magazine wirklich gefressen. Ich habe mich mit den Bravo-Lesercharts beschäftigt und mir Gedanken gemacht, warum jetzt AHA oder Kim Wilde oder Duran Duran oder Modern Talking auf Platz eins, zwei oder drei sind und warum nicht der andere Song vor ihnen ist. Ich habe wirklich schon als Kind versucht zu analysieren, warum Musik erfolgreich ist. Was macht den Song aus? Daraus resultierte irgendwann der Berufswunsch, das selbst machen zu wollen. Drei, vier Jahrzehnte später bin ich glücklicherweise in der Situation, dass ich maßgeblich die deutsche Pop- und Schlagerkultur mit beeinflusse und das ist natürlich ein Lebenstraum, der da wahr geworden ist.“
War der Weg denn steinig bis zum großen Erfolg?
Christian Geller: „Wenn man Erfolg haben möchte im Leben, egal womit, dann ist der Weg dahin immer schwer. So natürlich auch meiner. In den ersten zehn Jahren, in denen ich Musik gemacht habe, habe ich nicht einen Euro dafür bekommen. Wie das eben so ist. Dann geht man Klinken putzen, dann muss man hartnäckig sein und dann bekommt man Tonnen von Absagen und gesagt, dass man nichts kann und das man scheiß Nummern schreibt. Das habe ich alles hinter mir. Aber wenn man seinem Herzen folgt, und das sage ich auch immer meinen Kindern, und fleißig ist und dran bleibt, dann wird das auch was. Das haben eigentlich alle Erfolgsmenschen gemeinsam. Ich habe immer noch zwei Ordner voll mit abgehefteten Absagen aus den 90er Jahren.“
Zum Glück sind Sie dran geblieben, denn jemand wie Giovanni Zarrella hat Ihnen ja zum Beispiel seine zweite Karriere zu verdanken.
Christian Geller: „Giovanni und ich sind mittlerweile gute Freunde geworden über den Job. Weil wir auch festgestellt haben, dass wir privat sehr ähnlich ticken. Was Familie angeht, Priorisierung im Leben, was ist uns wichtig und so. Giovanni ist ja auch Fisch, genau wie ich. Übrigens auch wie Thomas Anders! Das ist sehr auffällig. Ich hab fast nur mit Fische-Menschen zu tun, die meine Künstler sind. Als ich Giovanni kennengelernt habe, habe ich einen Menschen gesehen, der extrem liebenswert und sympathisch war, aber nicht so richtig wusste, wie es in seinem beruflichen Leben weitergehen soll. Dann haben wir uns zusammengesetzt und am Ende die Idee entwickelt, deutsche Hits auf italienisch zu singen. Denn Giovanni stand immer für Italien, aber auch für Familie und Harmonie, all das, was er sich mit Jana-Ina aufgebaut hat. Das habe ich einfach in einem Konzept zusammengepackt. Wir wollten seine deutsche und seine italienische DNA miteinander verbinden und das hat sehr gut funktioniert. Weil es einfach authentisch ist. Wenn man Erwartungen erfüllt, hat man Erfolg und das ist bei Giovanni passiert.“
Christian Geller: „Absolut, sonst wäre ich ja ein schlechter Vater, wenn ich auf sowas nicht achten würde. Ich versuche meine Kinder genauso zu erziehen, wie ich glaube, dass es richtig ist, nämlich eine gesunde Mischung aus Fleiß einfordern auf der einen Seite und auf der anderen Seite spendabel sein. Hier gibt es niemanden, der von Beruf Sohn oder Tochter ist, sie müssen sich alles erarbeiten. Sie haben eine sehr spendablen Papa, aber sie wissen eben auch, dass Papa darauf achtet, dass sie etwas eigenes verfolgen im Leben. Ich würde jetzt niemandem raten, mach unbedingt Musik, weil ich das auch gemacht hab, oder machen wollte. Sie sollen einfach auf ihr Herz hören und dann eben ihren Hintern hochkriegen und das durchziehen.
Die Promi-Szene ist nicht ohne. Hätten Sie denn bedenken, wenn ihre Kinder in diese Welt eintauchen?
Christian Geller: „Ich glaube nicht, es kann ja Fluch und Segen sein, dass sieht man ja auch in anderen Bereichen. Ich glaube nicht das der Sohn von Michael Schumacher nur zu beneiden ist, dafür dass er den Namen Schumacher trägt. Das hilft natürlich Türen zu öffnen, aber dann muss man eben auch Leistung bringen. Und man wird halt auch immer mit dem unerreichbaren Vater verglichen, jetzt im Fall von Schumacher. Ich glaube, dass das am Ende des Tages nicht wirklich hilft, wenn man sich etwas selbst beweisen möchte. Mein Vater hatte zum Beispiel ein großes Autohaus und er war immer ganz scharf darauf, dass ich das Autohaus übernehme. Ich habe mich mit Anfang 20 wirklich gegen die ganze Familie gestellt und hatte teilweise nichts zu fressen auf gut deutsch gesagt, weil ich unbedingt Musiker werden wollte. Niemand hat’s verstanden, denn ich hätte mich ins gemachte Nest setzen können, aber es hätte einfach nicht mein Herz erfüllt.“
Und was haben Ihre Eltern im nach hinein dazu gesagt?
Christian Geller: „Den schönsten Spruch, den mein Vater mal zu mir gesagt hat: ‚Ich hätte nie gedacht, dass man mit Musik so gutes Geld verdienen kann.‘ Heutzutage sind meine Eltern ja beide Rentner und ganz ganz stolz. Natürlich wollen sie heute nichts mehr davon wissen, dass sie versucht haben es mir auszureden, aber mittlerweile bin ich ja selbst Papa und kann nachvollziehen, dass man wert darauf legt, dass die Kinder einen ordentlichen Weg einschlagen. Sie haben es sich einfach nicht vorstellen können. Ich habe ihnen zwar immer gesagt, ich mache irgendwann mal Welthits, aber natürlich wird man da ausgelacht als Acht-, Neun-, Zehnjähriger. Jetzt macht es mich stolz, meine Eltern stolz zu machen.“