Am 2. Weihnachtstag ging es endlich wieder los: „Das Traumschiff“ nahm die Zuschauer mit nach Schweden. Schon die Oster-Episode in diesem Jahr sorgte für viel Unmut. Doch dieses Mal war das Feedback in den sozialen Medien noch deftiger. Zu Recht? Ein Kommentar.
„Das Traumschiff“: Riesiges Logikloch
Statt Freude herrschte Ernüchterung und Unverständnis über den Ausflug vom „Traumschiff“ nach Schweden. Kritikpunkte waren erneut das Drehbuch, zu viel Sex und einige Plotlöcher. Es hagelte teilweise heftige Kritik. Und auch ich empfand die Episode als eine der Schwächsten in der gesamten Reihe. Ein Fehler war besonders eklatant: Der Baumschützer- und aktivist Anton Straubinger macht sich nach Schweden zu seinem Kollegen auf. Und das mit einem Kreuzfahrtschiff. Das entbehrt jeglicher Logik! Die Liebesgeschichte von ihm und Zara Svensson ist dafür packend und wirklich gut erzählt. Sie ist Holzwirtin und steht dementsprechend „auf der falschen Seite“. Vorweg nehmen möchte ich nichts, jedoch ist das Ende durchaus passend. Und auch die Entwicklung geht vollkommen in Ordnung.
Bülent Ceylan: War er ein Teil des Plans für neuen Humor?
Wieder mit an Bord war auch Harald Schmidt als Kreuzfahrtdirektor. Er hatte im Frühjahr deutliche Kritik an der Qualität seiner Schauspielkollegen geäußert – mit deutlichem Wink an alle Influencer. In der viel kritisierten Oster-Episode spielte zum Beispiel Victoria Swarowski mit. Und auch Florian Silbereisen ist selbst kein gelernter Schauspieler. Auch er äußerte vor einiger Zeit schon Kritik an den Drehbüchern. „Ja, natürlich sind die Drehbücher völlig gaga“, gab der Künstler damals gegenüber „BILD“ offen zu. Dabei fügte er jedoch hinzu, dass ein „bisschen gaga“ auch ganz witzig sein könne: „Wartet mal ab, mit ein bisschen Humor werden die irgendwann in den nächsten Folgen hoffentlich richtig kultig werden.“ Ob er damals schon mit dem Gedanken spielte, Bülent Ceylan in eine der kommenden Folgen als Gaststar zu holen? Denn diese Aussage passt erstaunlich gut zu der personellen Akte. Leider kam der Humor in der aktuellen „Stockholm“-Episode nicht gut an. Vielen Zuschauern waren die Dialoge und die Komik viel zu flach. Bülent Ceylan erhielt sogar seinen eigenen Handlungsfaden mit recht viel Sendezeit. Der sonst sehr beliebte Comedian musste sich allerdings einige fiese Kommentare für seinen „Traumschiff“-Auftritt gefallen lassen. Ich muss zugeben, dass seine Witze teilweise wirklich nicht zogen, dafür lockerte sein Art die Folge auf und gab ihr somit die nötige Prise Humor. Denn Drama und Herzschmerz gab es (mal wieder) genug!
Florian Silbereisen: Diese Veränderungen werten die Serie auf
So war vor allem die kriselnde Liebe von Andrea und Oliver einer der großen Handlungsstränge. Dieser bewegte sich jedoch auf dem Niveau vieler anderer Folgen. „Das Traumschiff“ bot schon immer lockere, aber oft nicht wirklich tief gehende Unterhaltung, was auch dieses Mal zutraf. Dafür unterhält es aber auch nach 40 Jahren noch. Denn mal ehrlich: Wir alle träumen von der Ferne und einer heilen Welt. Und genau das bekommen wir letztendlich mit dem „Traumschiff“ immer geboten. Schwächere und stärkere Folgen gab es schon immer. Und eines muss sich jeder Zuschauer vor Augen führen: Genau wie die Welt ist alles andere auch immer im Wandel. Auch Serien und Filme entwickeln sich weiter und passen sich der Zeit an. Damit kommen wir auch schon zu einem der Highlights der neuen Folge: Kapitän Max Parger setzte eine teambildende Maßnahme an, wodurch sich die Crew mitten in Schwedens Wälder begab. So etwas gab es nur selten und sorgte dementsprechend für frischen Wind. Die schöne Landschaft und Stockholm selbst erhielten dazu viel Sendezeit. Das ist doch etwas, was alle Fans sehen wollen?! Es gab schon etliche Episoden, wo viel zu wenig von Land und Leuten gezeigt wurde. In diesem Punkt macht die Weihnachtsausgabe 2021 meiner Meinung nach also alles richtig.
„Das Traumschiff“: Bauscht Social Media die Kritik auf?
Insgesamt gesehen ist „Stockholm“ definitiv einer der schwächsten Episoden der Reihe, sorgt aufgrund der teilweise großen Plotlöcher für Frust und hinterlässt einen faden Beigeschmack. Und ja, früher gab es wirklich noch ganz große Gaststars, die gestandene Schauspieler waren. Das ist ein berechtigter Kritikpunkt, dem ich zustimme. Da waren echte Top-Schauspieler dabei, die zurecht auch Zuschauer zogen. Doch da wären wir wieder bei dem Punkt, mit der Zeit zu gehen. Viele Fans und Zuschauer gehören der älteren Generationen an, neue Fans müssen immer wieder dazu gewonnen werden. Und wer weiß, wie die Kritik der früheren Folgen ausgefallen wäre, hätte es damals schon Social Media gegeben. Ich hoffe, dass die Serienmacher in Zukunft darauf achten, dass große Plotlöcher vermieden werden und vielleicht auch mal wieder öfter namhafte Schauspieler zu Gast sein werden. Eine Warnung dürfte auch die aktuelle Quote der Ausgabe gewesen sein: „Stockholm“ erntete 0,8 Millionen Zuschauer weniger als im Vorjahr. Die Kurve zeigt nach somit weiter nach unten.