Zappt man durchs deutsche Fernsehen, fällt dem geübten Zuschauer-Blick sicher auf, dass sich immer mehr Schlagerstars ins Programm geschlichen haben. Giovanni Zarrella moderiert seine eigene Show im ZDF, Beatrice Egli ihre gleichnamige im SWR. Nur zwei von zahlreichen Beispielen, bei denen sich die Frage aufdrängt, warum Sänger neuerdings auch zu Moderatoren werden. Schlager.de sprach mit Talkshow-Ikone Hans Meiser über die doch sehr kuriose Entwicklung – die er persönlich gar nicht nachvollziehen kann!
Giovanni Zarrella, Beatrice Egli & Andy Borg = Moderator?
Moderator zu sein klingt vielleicht einfach – wer sich allerdings etwas mit dem Thema beschäftigt hat, wird wissen, dass es das eben genau nicht ist! Nicht umsonst kann man auf diversen Privatschulen eine richtige Ausbildung zum Moderator machen. Einfach so eine Samstagabend-Show zu moderieren, ist also gar nicht so leicht. Sollte man zumindest meinen. Dennoch lassen sich die Senderverantwortlichen der Öffentlich-Rechtlichen immer wieder Personality-Shows mit bekannten Schlager-Größen einfallen. Erwähnenswert wären dabei neben Helene Fischer natürlich vor allem Giovanni Zarrella, Beatrice Egli und Andy Borg. Und auch, wenn Florian Silbereisen per se keine eigene Show hat, sondern „nur“ das Gesicht und der Stammmoderator der Feste-Shows ist, ist auch er kein ausgebildeter Moderator. Für TV- und Talkshow-Legende Hans Meiser eine Schmach sondergleichen!
Schuster bleib bei deinen Leisten!
„Ich habe mal gelernt, nur das zu tun, was ich gelernt habe. Im Umkehrschluss: Ich würde nie versuchen, mich als Schlagersänger durchzusetzen!“ Dass Sänger auf der Bühne oder vor der Kamera auch ein paar warme Worte zum Publikum sagen, findet er okay. Aber: „Das ist keine Moderation! Und genau das können nur ganz wenige: Moderieren, verbindende Worte sprechen, andere ins Gespräch miteinzubeziehen, Emotionen zu fördern ohne nur 0815-Fragen zu stellen“, erklärt er im Interview mit Schlager.de.
Hans Meiser: „Der Teleprompter ist der Tod der freien Moderation“
Hans Meiser weiß, wovon er redet. Er selbst begann seine Karriere beim „Pop Shop“ des SWF und moderierte später 1700 Talkshows – und zwar ohne Teleprompter! Für ihn ist deshalb auch klar: „Die besten Moderatoren sind die, die ihren Job beim Hörfunk gelernt haben, sicherlich unterstützt durch Coaching u.ä.. Moderieren ist wie mit Messer und Gabel zu essen, zumindest das musste ich auch lernen. Das tatsächliche Moderieren kommt aus dem Herzen des Moderators. Der Teleprompter darf eine Stütze mit notwendigen Einzelinformationen sein: Alter, Ausbildung, der bürgerliche Namen und ähnliches. Er darf aber nie den gesamten Text vorgeben! Dann klingt es nämlich so, wie es heute fast immer klingt: schlecht abgelesen und schlecht betont, eben nicht moderiert. Außerdem lässt der Teleprompter ja auch keine nötigen Zwischenfragen zu. Der Teleprompter ist der Tod der freien Moderation.“ DAS sieht der Manager von Beatrice Egli offenbar genau so!
Haben Beatrice Egli und Giovanni Zarrella moderieren gelernt?
Auf Nachfrage von Schlager.de verriet Egli-Manager Martin Hobler, dass Beatrice Egli, die bereits mehrfach als Moderatorin in Erscheinung getreten ist, im Vorfeld keinerlei Moderations-Coaching erhalten habe. Sie sei eine Art Naturtalent. Zudem wolle man ihr durch Coachings nicht die Natürlichkeit nehmen, mit der sie ihre Moderationen stets über die Bühne bringt. Der SWR gab auf Nachfrage bekannt, dass keinerlei Teleprompter in der „Beatrice Egli Show“ eingesetzt würden: „Ein Teleprompter oder gar mehrere Teleprompter kamen nicht zum Einsatz. Beatrice Egli hat frei moderiert. Unsere Moderator:innen bereiten sich stets konzentriert und gewissenhaft auf ihre Sendungen und ihre Gäste vor. Dies war und ist auch bei der ‚Beatrice Egli Show‘ so.“ Die Anfrage, ob Giovanni Zarrella vor dem Start seiner „Giovanni Zarrella Show“ im ZDF ein Coaching erhielt und einen Teleprompter benutzt, blieb vom ZDF bisher leider unbeantwortet. Für Hans Meiser völlig nebensächlich, denn für ihn gibt es sowieso nur einen Schlagerstar, der das Moderieren perfekt beherrscht hat: „Peter Alexander. Aber den kennen die jungen ‚Stars‘ heute ja gar nicht mehr!“