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„Giovanni Zarrella Show“ – Skandal um Backstagereporter: Hass & Hetze lassen ZDF kalt

Skandal um die „Giovanni Zarrella Show“. Ein Backstage-Reporter des Formats treibt auf seinen Social Media-Kanälen sein Unwesen: Hetze, Hass, Diskriminierung. Und das, obwohl das ZDF sich Humanität, freiheitliche Demokratie, kulturelles Bewusstsein auf die Fahne geschrieben hat.  Vielfalt zeigen soll nicht Zwietracht säen bedeuten. Vor diesem ethisch-moralischen Dilemma steht aber nun das ZDF – selbst verschuldet. In […]

Giovanni Zarrella
©IMAGO / Bildagentur Monn

Giovanni Zarrella & Jana Ina: Unser Rezept für ganz viel Amore

Skandal um die „Giovanni Zarrella Show“. Ein Backstage-Reporter des Formats treibt auf seinen Social Media-Kanälen sein Unwesen: Hetze, Hass, Diskriminierung. Und das, obwohl das ZDF sich Humanität, freiheitliche Demokratie, kulturelles Bewusstsein auf die Fahne geschrieben hat. 

Vielfalt zeigen soll nicht Zwietracht säen bedeuten. Vor diesem ethisch-moralischen Dilemma steht aber nun das ZDF – selbst verschuldet. In dem beliebten Familienformat „Die Giovanni Zarrella Show“ war auch am vergangenen Samstag wieder eine Kunstfigur als Backstage-Reporter zu sehen, die den Stars eloquent auf die Pelle rückte: Candy Crash, Drag-Queen. Allein auf Tik Tok hat Candy Crash über 200.000 Follower, Instagram: 100.000. In einer Instagram-Fragerunde an die Follower nach den Talenten antwortet Candy Crash: „Maßlose Selbstüberschätzung, gepaart mit Naivität.“

„Giovanni Zarrella Show“ – Candy Crash entsetzt mit Hass und Hetze

Das ist nicht die ganze Wahrheit. Denn Candy Crash hetzt, diskriminiert, beleidigt. Eine geschmacklose Kostprobe:

Über das männliche Geschlecht: „Männer sind wie Mandarinen. Sobald sie dir ins Gesicht spritzen, ist der Spaß vorbei.“ Oder: „Männer sind wie Weihnachtsbäume. Ohne Ständer kannst du nix mit anfangen.“

Über Christen: Ein Video tanzender Nonnen kommentiert Candy Crash so: „Wenn du die letzte e (Extasy-Pille, Anm. d. Red.) ballerst und auf einmal Gott siehst.“Oder übers Weihnachtsfest und Jesu‘ Geburt: „Vor 2.000 Jahren hat sich irgendwo ’ne Randbeziehung-Maria von irgendeiner Affäre schwängern lassen. Während ihr eigentlicher Mann niemals ran durfte. Und wir feiern das jetzt.“

Über „Tokio Hotel“:  Candy Crash läuft als Bill Kaulitz verkleidet durch die Stadt, filmt sich mit Passanten. Der Kommentar: „Sie wollten mir nicht glauben, dass es nur ein Halloween-Kostüm ist.“

„Giovanni Zarrella Show“-Sender ZDF hat Leitlinien formuliert – Candy Crash darf dennoch diskriminieren

Diese Beiträge finden sich gleich neben Videos und Fotos, die Candy Crash als „Giovanni Zarrella Show“-Backstage-Reporter zeigen. Das ZDF hat in seinen Leitlinien selbst formuliert: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ZDF orientieren sich an gemeinsamen Werten: Humanität, freiheitliche Demokratie, kulturelles Bewusstsein und unabhängiger Journalismus. Das ZDF ist seinem Fernsehpublikum verpflichtet. Es begegnet seinen Zuschauern mit Respekt und bietet ihnen Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit. (…) Seine Programme sind den publizistischen, ethisch-moralischen und gesellschaftlichen Standards sowie den rechtlichen Vorgaben der Sachlichkeit, Objektivität, Ausgewogenheit, Unabhängigkeit und Fairness verpflichtet.“

Gilt das auch für die Zusammenarbeit mit Candy Crash? Schlager.de fragte die Produktionsfirma und das ZDF: Wie problematisch sind die Beiträge des „Giovanni Zarrella Show“-Backstage-Reporters Candy Crash, die auf ihren Social Media-Profilen uneingeschränkt zugänglich sind? Wie steht der Sender zu dem offensichtlichen Widerspruch zu den ZDF-Leitlinien, den solche Äußerungen darstellen?

Vom Sender heißt es dazu: „Die von Ihnen angeführten Beiträge und Zitate stehen in keinem Zusammenhang mit einer Produktion des ZDF und sind nicht in der redaktionellen Verantwortung des ZDF entstanden.“ Die Antwort: Es scheint dem ZDF gleichgültig zu sein.

Schlager.de fragte Medienexperte Professor Jo Groebel, wie er sowas findet: „Ich sehe es als extrem kritisch an, Menschen herabzuwürdigen. Das reiht sich ja leider in eine mittlerweile üblich gewordene Geschichte an Hetze, Gehässigkeit und Herabwürdigung. Meinungsfreiheit hin oder her. Es ist generell atemberaubend, wie Herabwürdigungen in einer unglaublich empfindlichen Gesellschaft, was alle Formen an Diskriminierungen betrifft, normal geworden sind. Das ist im höchsten Maße unanständig und trägt dazu bei, dass in unserer Gesellschaft Menschenfreundlichkeit, auf die wir uns mit vollem Recht lange etwas haben einbilden können, nicht gerade gefördert wird.“

Und in Richtung ZDF formuliert Groebel klar: „Jenseits der juristischen Seite würde ich jetzt, gerade bei der Giovanni Zarrella Show, die ja eher in Richtung Familienunterhaltung orientiert ist, ich immer dazu raten, sich vielleicht nicht davon zu distanzieren – aber klarzumachen, dass in einem solchen Kontext Meinungsfreiheit nicht automatisch heißt, dass man die grundlegendsten Anstands- und Diskriminierungsregeln verletzten kann. Das ist ein Teil eines großen Paketes, in dem die Herabwürdigung von Menschen – siehe die Oliver Pocher-Masche – selbstverständlich geworden ist. Offenbar wird nur damit kalkuliert, so Schlagzeilen zu machen und erfolgreich zu sein.“

Auf Schlager.de-Anfragen reagierte Candy Crash bislang nicht.