Wie ernüchternd muss der heutige Mittwoch eigentlich gewesen sein? In Berlin trafen sich geschätzt 15.000 Veranstalter, Booker, Licht- und Tontechniker, Bühnenbauer, Stagehands und unzählige weitere Menschen, die für ihre Jobs in der Veranstaltungsbranche kämpfen. Unter dem #alarmstuferot wurde heute Mittag in der Hauptstadt mobil gemacht. Aber die, die diese Menschen in diesen Jobs am meisten brauchen, haben sie gnadenlos im Stich gelassen!
„Was ist bloß los in diesem Land?“, fragt Musikmanager Marcel Pieofke. Und das mit Recht! Er ist heute extra aus Oberhausen nach Berlin gekommen, um für den Erhalt der Jobs in der Veranstaltungsbranche mitzudemonstrieren. Als Corona Anfang März in der Republik akut wurde, wurden als allererstes die Großveranstaltungen abgesagt. Seit dem sitzen etwa eine Million Menschen, die meist selbstständig sind, arbeitslos zu Hause! Ihnen allen fehlt die Perspektive, die Aussicht darauf, ab wann sie endlich wieder Geld verdienen können. Die Staatshilfen, die es zu Beginn der großen Krise gab, sind inzwischen aufgebraucht, die Ersparnisse werden eng und niemand kann sagen, ab wann es weitergeht!
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Herbert Grönemeyer: „Ein Land ohne Live-Kultur, ist wie ein Gehirn ohne Nahrung!“
Was Marcel Pieofke sofort auffiel: „Von den großen Veranstaltern, wie beispielsweise Dieter Semmelmann, der in der vergangenen Woche die Konzertreihe „Back To Live“ in der Berliner Waldbühne startete (wir berichteten), war niemand vor Ort. Wo war er? Er schickte lediglich ein paar Angestellte, das ist mir unverständlich! Auch Politiker, bis auf Lars Klingbeil und Katrin Göring-Eckardt, waren nicht dort und das, obwohl das Kanzleramt nur einen Katzensprung weit weg ist.“ Pieofke ist aufgebracht. Denn was ihm bei allem Kampf um den Branchenerhalt besonders sauer aufstößt ist: „Bis auf minimale Ausnahmen waren keine Künstler vor Ort. Die Künstler brauchen genau diesen Berufszweig. Jeden einzelnen Menschen, dem das Wasser momentan schon über den Hals hinaus bis zur Nasenspitze steht!“. Das Highlight der Demo war die emotionale Rede von Superstar Herbert Grönemeyer. Auch „The Boss Hoss“ waren vor Ort, genau so aus der Ballermann-Fraktion, Bierkönig-Sängerin Mia-Julia und Megapark-Star „Ingo ohne Flamingo“. Doch wo waren die Berliner Schlagerstars? Der Musikmanager wird lauter: „Wo war denn zum Beispiel Bernhard Brink heute? Okay, Ben Zucker schickte seinen Manager, aber wo sind denn die anderen Stars? Ihr braucht diese Menschen um Euer Leben zu finanzieren und Mut kann nur Herbert Grönemeyer zusprechen?“
Marcel Pieofke: „Ist das von einem Künstler zu viel verlangt?“
Was man den Demo-Teilnehmern sehr hoch anrechnen muss ist, dass sich ausnahmslos alle an die Hygiene- und Abstandsregeln gehalten haben. Das liegt sicherlich auch da dran, dass alle bereits verschiedene Hygienekonzepte ausgearbeitet haben, um endlich wieder arbeiten zu können. Doch letztendlich standen die Demonstranten alleine da. Fuhren 200, 400 oder 800 Kilometer um für ihre Existenz zu kämpfen. Für Künstler, die derzeit ebenfalls sehr viel Zeit haben und die meistens in einer höheren Gehaltsklasse spielen, war eine Anreise per Flugzeug oder Bahn auf eigene Kosten wohl zu viel verlangt. Dennoch haben viele mittels sozialen Medien kondoliert und Bilder, die ihnen höchstwahrscheinlich per WhatsApp zugeschickt wurden, mit dem „#alarmstuferot“ per Instagram, Twitter und Facebook in die weiten des Internets verteilt. Das ist also Anteilnahme im Jahr 2020… Wir drücken jedem einzelnen die Daumen, dass es eine schnelle, effektive und vor allem rettende Lösung gibt und man schon ganz bald wieder Kultur in diesem Land leben darf!