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Kerstin Ott: Ehrliche Beichte – „Definitiv ein Problem“

Kerstin Ott ist heute zwar ein großer Star, hat jedoch ein bewegte Vergangenheit…

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Ihre Geschichte

Kerstin Ott (42) hatte keine einfache Vergangenheit. Heute wird sie für ihre Person und ihre Musik zwar von Tausenden gefeiert, doch als heranwachsende Frau lebt sie in Kinderheimen und Pflegefamilien – und wird mit 18 Jahren sogar spielsüchtig. In der Talkshow „deep und deutlich“ (abrufbar in der ARD-Mediathek) spricht Ott jetzt offen über ihre Sucht und wie sie sich dabei in ein Netz aus Lügen verstrickte.

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Sucht, Geldnot, Lügen

Otts Spielsucht hat ganz unscheinbar begonnen: In die Lokalitäten sei sie damals am Anfang nur zum Billardspielen gegangen, doch schon bald interessiert sie sich immer mehr für die Automaten und probiert sie aus. „Ich habe irgendwann mal einen
Fünfer in den Kasten reingeknallt und habe direkt auch gewonnen. (…) Das war
definitiv ein Problem, weil ich gedacht habe: das ist ja einfach, so Geld zu verdienen
macht ja auch Spaß. Ich glaube 140 Euro waren das damals.“ Eine Menge Geld für die damals 18-Jährige. Und der Beginn ihrer Sucht …

 Kerstin Ott spricht offen über ihre Spielsucht ©NDR/ Beba Lindhorst
Credit: Foto: Beba Lindhorst / instagram

Kerstin Ott beginnt ihr Umfeld anzulügen, schließlich braucht sie immer mehr Geld und muss verheimlichen, wo sie ist: „Ich fing an, weil ich schon selbstständig war, mir Materialgeld im Voraus geben zu lassen, was ich dann verspielt habe.“ Und weiter: „Du musst ja auch erzählen, wo du warst. Zu Hause war klar, ich war arbeiten, aber statt zehn Stunden arbeiten, war ich halt nur sechs Stunden arbeiten. Wenn du gerade viel Geld verloren hast, kommst du nach Hause, aber du musst ja so sein, wie du immer bist, sonst fällt es auf.“

An einem Tag verzockt Kerstin Ott 880 Euro

Ott verspielt immer mehr Geld, findet kein Ende. Wie viel hat sie insgesamt verzockt? „Es waren damals auf jeden Fall so um die 100.000 Euro über sieben Jahre. Von 18 bis 25
ungefähr.“ Und weiter: „880 Euro waren das Höchste an einem Tag und das Verrückte daran war, dass ich die Kohle auch gar nicht hatte. Ich konnte das Geld anschreiben lassen in der Spielhalle.“

Der Moment, als es „Klick“ machte

Und auch noch heute belastet Ott ihre Spiel-Vergangenheit, dennoch versucht sie mit ihrer Geschichte Betroffenen zu helfen: „Es hat bei mir Klick gemacht, als irgendwann für mich ganz klar war, dass ich entweder in eine psychiatrische Anstalt muss und mir halt helfen lassen muss und zwar nicht von zu Hause aus, sondern richtig stationär.“ Sie nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand, druckt Handzettel aus und klebt kleine Passfotos von ihr darauf. Auf die Zettel schreibt sie „Ich bin spielsüchtig, mein Name ist Kerstin Ott, sie dürfen mich hier nicht mehr reinlassen.“ Dann verteilt sie die Zettel an jede Spielothek in Reichweite. „In den Spielhallen, wo ich das abgegeben habe, hätte ich aus Stolz nicht mehr hingehen können und so habe ich mich ein bisschen selbst überlistet.“



Jungen Leuten, die ein ähnliches Problem haben, ratet sie: „Sprechen. Ich habe gemerkt, dass wenn man sich in eine Sucht reinbegibt, man auch sehr einsam wird, weil man gerne alleine gelassen werden möchte. Man möchte das ja in Ruhe machen, zu viel trinken, zu viel spielen. Man will eigentlich nicht mehr drüber reden, aber genau, wenn du das merkst, dass du nicht mehr darüber reden möchtest, dann bist du wirklich auf einem ganz blöden Weg. Und mach Sport!“