Norbert Rier ist eine Galionsfigur in der Volksmusik-Branche. Der gelernte Landwirt ist seit über 40 Jahren skandalfrei verheiratet und hat vier Kinder und vier Enkelkinder. Doch der Spagat zwischen Familie und Karriere war nicht immer einfach. Im Interview mit Martina Mack sprach er nun über die Tücken des Erfolgs und wie wichtig es ist, ein Umfeld zu haben, dass einen erdet…
Norbert Rier ist eine Galionsfigur in der Volksmusik-Branche. Der gelernte Landwirt ist seit über 40 Jahren skandalfrei verheiratet und hat vier Kinder und vier Enkelkinder. Doch der Spagat zwischen Familie und Karriere war nicht immer einfach. Im Interview mit Martina Mack sprach er nun über die Tücken des Erfolgs und wie wichtig es ist, ein Umfeld zu haben, dass einen erdet…
Die Familie musste aufgrund der Karriere oft auf Sie verzichten– können Sie das an Ihren Enkeln wieder ein bisschen gutmachen?
Das versuche ich schon immer wieder. Mit den Enkeln ist es heute anders. Aber meine Frau und die Kinder hatten früher wirklich nicht viel von mir. Damals haben wir auch sonntags gespielt. Das haben wir jetzt anders organisiert. Die Sonntage gehören uns, da spielen wir höchst selten oder gar nicht. Auch der ganze Rummel, das drumherum, dass man, egal, wo man hingeht, angesprochen wird, das war für die Kinder nicht immer so einfach. Sie haben trotzdem von Anfang an immer hinter der Musik gestanden. Sie haben sich über unseren Erfolg mitgefreut und uns unterstützt.
Hätten Sie früher gedacht, dass Sie in diesem Alter noch auf der Bühne stehen würden?
Nein, das hätte keiner von uns gedacht, dass der Erfolg so lange anhalten würde und dass unsere Musik so erfolgreich läuft. Aber die Nachfrage ist nach wie vor groß. Wir spielen im Jahr etwa 70 Konzerte.
Wie lange wollen Sie noch spielen?
Die Frage ist berechtigt, aber ich kann es nicht sagen. Früher dachte ich immer: Wenn ich mal 50 Jahre bin, dann ist Schluss. Das ist schon eine Weile her. Ich bin gerade 64 geworden. Ich bin der Meinung, solange wir Freude daran haben, und unsere Fans Freude an uns, ist das okay. Ich könnte mir nicht vorstellen, noch auf der Bühne zu stehen, wenn es mir überhaupt keinen Spaß mehr machen würde. Das würde auch das Publikum merken. Klar, gibt es immer mal Zeiten, wo man nicht so gut drauf ist, aber da muss man sich dann zusammennehmen. Das Publikum kann nichts dafür, wenn man vielleicht andere Sorgen, Probleme oder Stress hat. Bis jetzt läuft es recht gut und wir sind dafür sehr zufrieden und dankbar.
Wie schwer ist es für Sie, loszulassen?
Es ist unser Lebenswerk und dieses Lebenswerk loszulassen, ist sehr schwer. Es hängt auch sehr viel dran. Auch die Arbeitsplätze der Leute, die von Anfang an dabei sind, ob es die Sekretärin ist oder andere Mitarbeiter. Wir haben auch eine Verpflichtung und Verantwortung diesen Menschen gegenüber. Es wäre deshalb für uns wichtig, dass wir genau den richtigen Augenblick für unseren Abschied treffen würden.
Würden Sie dann eine Abschiedstournee machen?
Wir würden nur dann eine Abschiedstournee machen, wenn wir uns wirklich verabschieden würden. Das wäre dann definitiv unsere letzte Tournee. Bei anderen Künstlern hat uns das nicht gefallen, dass sie sich von ihren Fans verabschieden mit einer großen Tour und dann immer wieder ihr Comeback feiern. Das ist unglaubwürdig. Wenn wir gehen, dann für immer. Aber noch ist es nicht so weit. Es kann natürlich auch passieren, dass wir aus gesundheitlichen Gründen aufhören müssen, wenn einer von uns krank werden würde. Die Situation kann sich von heute auf morgen verändern, das ist uns bewusst. Aber im Moment ist alles noch gut.
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Ihre Herz-Probleme sind seit längerer Zeit überstanden…
Mein Herz ist in Ordnung. Ich hatte vor kurzem mit einer Sommergrippe zu kämpfen. Das hat sich etwas hingezogen, weil ich mir keine Ruhe gegönnt und es nicht richtig auskuriert habe. Ansonsten bin ich recht zufrieden, was meine Gesundheit angeht.
Muss Ihre Frau manchmal ein Machtwort sprechen, wenn Sie sich keine Ruhe gönnen?
Das macht sie schon immer wieder, Isabella passt auf mich auf, dass ich mir nicht zu viel zumute. Auf dem Hof gibt es immer Arbeit, die körperlich mal schwerer und mal leichter ist. Ich neige dazu, über meine Kräfte zu gehen und muss noch besser lernen, Stress abzubauen. Oft kommen Dinge zusammen, man ist dadurch gestresst oder lässt sich zu sehr stressen und das ist sehr ungesund.
Sie sind inzwischen stolzer Großvater von vier Enkelkindern. Wie oft sehen Sie die Kinder?
Ich versuche schon, regelmäßig Zeit mit ihnen zu verbringen. Es sind drei Jungs und ein Mädchen, Clara. Sie ist die jüngste mit mittlerweile eineinhalb Jahren. Clara ist das Kind meiner jüngsten Tochter Anna. Schauen wir mal, ob sich die Familie noch vergrößert und weitere Kinder dazukommen (lacht). Mein ältester Enkel Noah, der Junge meines Sohns Alexander ist schon 19 Jahre alt. Auch wenn Alexander mit Noahs Mutter nie richtig zusammen war, haben wir einen wunderbaren Kontakt zu Noah. Das war von Anfang an so. Meine beiden anderen Enkel heißen Peter und Willi. Peter ist 9 und Willi ist 7 Jahre alt. Sie sind die Söhne meiner älteren Tochter Marion. Die Familie wächst, das ist ein schönes Gefühl und die Enkel genießt man ja noch mehr.
Ihr Enkel Noah interessierte sich früher sehr für Ihren Hof. Ist das noch immer so?
Ja, Noah ist genauso wie Alexander und ich es früher war, zu 100 Prozent Bauer. Der Beruf des Landwirts wäre schon sein Ding. Aber er lebt in Österreich, in der Nähe von Salzburg und hat gerade erst seine Ausbildung als Maurer abgeschlossen. Zuvor hatte er die Landwirtschaftsschule besucht. Noah ist sehr fleißig, und kommt auch von Zeit zu Zeit auf den Hof, um uns zu helfen. Wir werden sehen, wie sich das alles entwickelt.
Wird Ihr Sohn Alexander den Hof bald übernehmen?
Wir führen darüber Gespräche und sind dabei, das baldmöglichst, zu klären. Das ist ein Prozess und der dauert natürlich auch seine Zeit. Es wäre schon mein Wunsch, aber es ist nun einmal auch nicht so, dass meine Wünsche immer in Erfüllung gehen. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Alexander hilft auf dem Hof mit und unterstützt uns. Aber er liebt natürlich auch seine Musik. Wir werden sicher eine Entscheidung finden, die für alle stimmig ist.
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Seit 41 Jahren sind sie verheiratet. Das gibt es nicht so oft in der Showbranche…
Ja, darauf bin ich sehr stolz. Wir hatten einen schönen Hochzeitstag, sind mit der Familie essen gegangen und haben unser Jubiläum gefeiert. Zum 40. Hochzeitstag, vor einem Jahr, haben wir natürlich ein größeres Fest gemacht. Jetzt, beim 41. haben wir es etwas ruhiger angehen lassen und haben intern ganz entspannt auf unser Glück angestoßen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir nach all den Jahren noch zusammen und noch so glücklich miteinander sind. In der Showbranche ist das tatsächlich nicht selbstverständlich, ich sehe das überall bei den Kollegen, die nicht mehr mit ihrer Partnerin zusammen sind. Auch bei uns in der Band ist das so. Nur Karl und ich sind noch mit der gleichen Frau zusammen. Alle anderen hatten Probleme mit ihren Beziehungen und haben sich getrennt.
Was ist das Geheimnis, warum Sie noch mit Isabella zusammen sind?
Es gehören immer zwei dazu. Ich hatte einfach Glück die richtige Partnerin zu treffen, die verständnisvoll und tolerant ist. Ich hätte keine bessere Frau finden können. Wenn man heiratet, ist man davon überzeugt, dass es passt für das ganze Leben. Ob es wirklich so ist, das zeigt sich erst in den Jahren danach. Man muss gemeinsam wachsen, und sollte nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich die Flinte ins Korn werfen. Die Familie, die Kinder haben uns auch zusammengeschweißt. Auch wenn es in der Pubertät zwischendurch Spannungen gibt und es anstrengend werden kann, war die Familie für mich immer das Wichtigste. Ich bin meiner Frau Isabella unendlich dankbar, dass das bisher bei uns alles so gut funktioniert hat. Die Familie ist mein starker Halt, den ich brauche im Leben. Jeder braucht im Leben jemanden, einen Menschen, bei dem er diesen Halt findet.
Wie wichtig sind Ihnen die Hochzeitstage?
Ich finde den Hochzeitstag sehr wichtig. Es ist ein besonderer Tag und ich habe ihn in all den Jahren noch nie vergessen. Natürlich schenke ich meiner Frau auch immer gerne etwas. Obwohl sie gar nicht so auf Schmuck steht, macht es mir Freude, ihr mal eine schöne Halskette zu schenken oder einen dezenten Ring, wie im vergangenen Jahr. Auch die Muttertage oder Geburtstage der Kinder oder meiner Frau sind mir wichtig. Ich habe noch keinen vergessen. Das geht es um Wertschätzung und es würde beim Partner sicher nicht gut ankommen, wenn man einen solchen wichtigen Tag vergisst.
In 41 Jahre Ehe gab es sicher nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. Wie haben Sie die Tiefen gemeistert?
In dem man sich darauf besinnt, dass man sich dafür entschieden hat, seinen Weg gemeinsam zu gehen – egal, was kommt. In guten wie in schlechten Zeiten, das haben wir uns bei unserer Hochzeit versprochen. Gerade Schicksalsschläge schweißen noch mehr zusammen und sind eine Herausforderung für eine Beziehung. Wir mussten auch gelegentlich wieder neu starten. Das ist nun mal so im Leben. Es läuft nicht immer so wie man es gerne hätte. Umso wichtiger ist es, den Augenblick zu genießen und dankbar für alles zu sein, was man erleben konnte.
Gibt es auch mal Streit mit Ihrer Frau?
Klar, streiten wir auch mal. Aber wir klären Konflikte sofort. Es ist so wichtig, miteinander zu reden. Das Schlimmste wäre doch, wenn man sich verschließen würde. Man kann ruhig auch mal aufbrausen, ein Gewitter reinigt die Luft. Man sollte sich aber nie im Streit trennen oder aus dem Haus gehen. Auch bevor man schlafen geht, sollten alle Unstimmigkeiten und Streitereien aus der Welt geschafft sein.
Seit 1983 ist Norbert mit seiner Isabella verheiratet. Die beiden haben vier Kinder und vier Enkelkinder. © IMAGO / Spöttel Picture
Sie haben offenbar auch ein gutes Krisenmanagement in der Band – der größte Teil der Musiker ist von Anfang an dabei…
Richtig. Wir halten es mit den Kollegen in der Musik-Gruppe genauso. Das ist auch der Grund, warum wir in all den Jahren zusammengeblieben sind. Wir hatten Gott sei Dank ganz wenige Wechsel in unserer Gruppe. Man muss sich immer aussprechen, wenn es Probleme gibt. Wenn auch mal die Fetzen fliegen, am Ende hat es bisher immer ein Happy End gegeben. Ich gehe Konflikte offensiv an, sowohl in der Beziehung als auch im Umgang untereinander in unserer Gruppe. Gegenseitiges Vertrauen und sich gegenseitig akzeptieren, ist dabei ganz wichtig.
In dem Lied „Eine Frau allein“ geht es um Liebeskummer, ein gebrochenes Herz. Hatten Sie auch mal schlimmen Liebeskummer?
Natürlich. Das war früher schon öfter mal so. Nicht nur vor der Beziehung mit Isabella, auch mit ihr, zum Beispiel vor unserer Hochzeit gab es öfter mal Probleme, Dinge, die sehr weh getan haben. Es gab dann auch Zeiten, wo wir gedacht haben, das passt nicht mehr so zwischen uns. Dann hat man erst einmal drüber geschlafen und nachgedacht. Wir haben viel miteinander gesprochen und mit der Zeit hat sich alles wieder geregelt oder die Vorwürfe haben sich als haltlos herausgestellt. Aufgeben war nie eine Option. Die Versöhnung war dann immer wieder schön. Es tut manchmal auch weh, wenn ich bei den Kindern sehe, wenn Freundschaften auseinander gehen. Da leidet man jedes Mal mit, weil man ja aus eigener Erfahrung weiß, wie schmerzhaft das ist.
Ein Lied auf dem neuen Album „Friedensadler“ heißt: „Ruhe in Frieden droben im Himmel“. An wen denken Sie bei diesem Titel?
Ich denke dabei an alle, die nicht mehr bei uns sind. Mein Vater ist jetzt schon seit 11 Jahren tot. Ich habe auch zwei Geschwister durch Unfälle verloren. Mein Bruder kam mit zwei Jahren unter den Traktor und meine Schwester ist mit elf Jahren auf dem Schulweg gestürzt und hat sich eine Blutvergiftung zugezogen. Sie wurde falsch behandelt und hat nicht überlebt. Auch ein guter Freund von mir ist früh gestorben. Und meine Mutter wurde auch nur 56 Jahre alt. Es ist ein sehr emotionales Lied und natürlich kommen da die Erinnerungen an die geliebten Menschen hoch. Wir gehen auch regelmäßig in die Kirche und danach führt uns unser Weg immer auf den Friedhof. In diesen Momenten der Stille fühle ich mich den Verstorbenen sehr nahe. Natürlich denken wir auch an Karl-Heinz Gross, unseren Manager, der vor vielen Jahren ermordet wurde und dessen Mörder leider immer noch frei herumläuft. Das war eine sehr harte Geschichte, die noch immer unfassbar ist. Aber die Zeit läuft weiter und auch das Leben muss weitergehen.
Das Lied „Die Tränen der Nacht“ ist ein sehr emotionales Lied. Wann fließen bei Ihnen Tränen?
Ich bin sehr emotional, und ich schäme mich meiner Tränen nicht. Oft sind es auch Freudentränen, nicht nur Tränen bei Beerdigungen oder nach Schicksalsschlägen. Natürlich versucht man immer stark zu sein, und viel auszuhalten, aber in manchen Situationen bin ich nah am Wasser gebaut und ich finde, auch Männer müssen mal weinen und ihre Gefühle zeigen dürfen. Manchmal reicht schon ein besonders berührender Film, oder eine bewegende Geschichte, die mich aufwühlt. Oft sind es gerade die harten Männer, von denen man denkt, dass die nichts umhaut, bei denen dann die Tränen fließen.
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Vor kurzem konnte man lesen, dass Sie als Nachfolger vom „Bergdoktor“ Hans Sigl gehandelt werden. Was hat es damit auf sich?
Das ist eine nette Geschichte. Ich habe mal gesagt, dass ich gerne die Sendung schaue. Dann hieß es plötzlich, ich wolle den „Bergdoktor“ spielen. Das war sehr lustig, ich hatte schon die ersten Anfragen von Fans, die einen persönlichen Arzt-Termin wollten zum Check-up (lacht). Es hieß dann auch, dass Hans Sigl ohnehin aufhören wollte mit der Sendung und dass ich eigentlich perfekt passen würde in die Rolle.
Könnten Sie sich vorstellen, den „Bergdoktor“ zu spielen?
Ich finde, das ist eine sehr schöne Rolle, ein tolles Familienformat, und die Geschichten gehen immer gut aus. Ich war schon immer ein großer Träumer und habe früher gerne Berg- und Liebesromane gelesen. Ich hatte tatsächlich einmal ein Angebot von einem Schauspieler aus „Dahoam is dahoam“, der für mich ein Drehbuch geschrieben hat. Er hat für mich die Hauptrolle vorgesehen. Es ging um eine Liebe in den Bergen. Ich hätte mich als Pferdezüchter, als Landwirt, in eine Tierärztin verliebt. Vom Drehbuch eine sehr interessante Geschichte. Ich habe darüber nachgedacht, weil es mir sehr gut gefallen hat. Der Produzent hätte alles in die Wege geleitet. Letztendlich habe ich mich dann doch dagegen entschieden.
Warum haben Sie es nicht gemacht?
Meine Frau und ich haben lange darüber gesprochen. Durch die Musik bin ich schon sehr viel unterwegs und auch mit dem Hof noch stark gefordert. Eigentlich ist das Ziel, dass es in meinem Leben etwas ruhiger werden soll, mit der Rolle wäre genau das Gegenteil passiert. Durch die Dreharbeiten wäre es noch mehr geworden, deshalb habe ich mich schweren Herzens dagegen entschieden. Auch als „Bergdoktor“ würde mein Leben sicher noch aufregender werden (lacht). Ich finde, der Hans Sigl macht das gut. Ich habe ihn persönlich noch nie getroffen, aber ich bewundere ihn sehr und glaube, der ist ganz in Ordnung.
Haben Sie noch einen unerfüllten Traum?
Ich bin ein großer Western-Fan. Für mich wäre ein großer Traum, einmal in das Leben von echten Cowboys einzutauchen. Einmal eine gewisse Zeit in den USA auf einer großen Ranch zu leben, das würde mir gefallen. Ich war erst einmal in Amerika, das würde mich ganz sicher gefallen. Vielleicht erfülle ich mir diesen Traum eines Tages.