Über sieben Brücken musst Du geh’n … Peter Maffay wird heute 75. Die Brücken, über die er in seinem Leben gegangen ist, sind eher unzählige. Sie verbinden Höhen und Tiefen. Wer Maffay kennt, der weiß: Sein Weg ist gerade, ehrlich. Deshalb lieben ihn Millionen. Er ist ein Star, der nahbar ist. Ich, der Schlager.de-Reporter, durfte ihm auch nah sein. Da ist eine Leidenschaft, neben der Musik, die verbindet….
Ein kalter Wintertag, 2004. Peter Maffay hat Großes zu verkünden. In München, in Motorrad-Schlagweite von seinem Deutschland-Quartier Tutzing am Starnberger See entfernt. Riesen-Presse-Rummel. Peter Maffay, damals 54, will seine Open Air-Pläne für das Jahr 2005 der Presse präsentieren. In dem engen, überheizten Konferenzraum drängen sich die Journalisten ungeduldig. Dann kommt endlich – er.
Der Rocker mit der weichen, mal markant rauen Stimme, der mit seiner Tabaluga-Stiftung, den Tabaluga-Liedern, den Musicals so viel Gutes benachteiligten Kindern ermöglicht. Selbst hatte er ein Kind adoptiert: Nina. Maffay und seine zweite Ehefrau Chris hatten sie 1985 bei sich aufgenommen, 14 Monate war Nina da alt.
Maffay ist 1.68 cm, ein pfenniggroßes Muttermal links oberhalb der Lippe, Tätowierungen auf den muskulösen Oberarmen, gerne Lederjacke, Jeans, Bikerstiefel. Der Rocker mit dem großen Herzen. Die Journalisten, eigentlich abgebrüht und zur Neutralität verpflichtet, applaudieren ihm, stehen sogar auf. Verneigung vor seiner menschlichen Größe.
Peter Maffay steht für Freiheit und Unbekümmertheit
Lächelnd, ruhig, entspannt beantwortet er alle Fragen. Ich stehe am Rande, er schaut zu mir rüber, lächelt kopfnickend. Er sieht das: Tätowierungen. Längere Haare. Bikerstiefel. Lederjacke. Das macht es scheinbar leichter.
Ich habe eine Idee, um Maffay den Menschen, unseren Lesern, näher zu bringen. Ich will mit ihm, nicht seinem Management darüber reden. Unter vier Augen. Mein Plan: Ein Besuch bei Peter Maffay auf Mallorca. Dort, bei Pollenca, lebte er damals auf eine traumhaften Finca, dazu eine weitere, mit bäuerlichem Betrieb, seine Stiftung hat da auch ihren Sitz. Ich will selbst mit dem Motorrad von Köln rüber auf die Balearen-Insel. Um den Fans das Sommerfeeling für Maffays Open Air-Tour näher zu bringen, sollen Maffay, der Biker, und ich die Insel erkunden. Eine Fotogeschichte. Sonne. Meer. Berge. Lauer Fahrtwind, der ins Gesicht bläst. Ein Gefühl von Freiheit und Unbekümmertheit. In Wort und Bild eingefangen. Nur: Würde sich Maffay auf sowas einlassen? Machen wir es kurz: Nach der Konferenz stehen wir zusammen. Ich erkläre, Maffay hört zu. Dann guckt er mich an. Er grinst. Und sagt: „Du bist verrückt. Okay. Dann machen wir das. Einen geile Idee.“ Wir geben und die Hand, sein Händedruck ist fest und warm. Er schlägt mir auf die Schulter und sagt: „Gut. Ich werde da sein.“
Zwischenstopp in den Pyrenäen © privat
Peter Maffay und das Endlosgefühl von „Es war Sommer …“
Im April mache ich mich auf den Weg. Über Luxemburg, Frankreich (im Schneegestöber), durch die Pyrenäen runter nach Barcelona. Knapp zwei Tage für die etwa 1.700 Kilometer. Schließlich noch siebeneinhalb Stunden Nachtfahrt mit der Fähre rüber nach Palma de Mallorca. Als ich kurz vor sieben Uhr in der Früh von der Fähre zu meinem Hotel in Port Pollenca rolle, umschmeichelt mich schon die Sonne. Es riecht nach Meer. Möwen im Tiefflug sausen kreischend haarscharf an meinem Helm vorbei. Maffay erwartet mich – 10 Uhr, das Café am Marktplatz von Pollenca.
Als ich dort mit meiner alten Yamaha XT Z 600 Z Ténéré vorfahre, sitzt er schon da. Ein Kaffee neben sich auf dem Veranda-Tisch des Cafés. Schwarze Sonnenbrille. Und ein breites Grinsen im Gesicht. „Damit bist du jetzt die ganze Strecke gefahren? Verrückt. Herzlich willkommen, mein Lieber!“
Den großen Plan für die nächsten Tage haben wir nicht. Wir wissen nur: Wir bollern über die Insel. Er zeigt mir seine Lieblingsplätze. Seine Lieblingsmenschen. Fahren. Irgendwo anhalten. Durchatmen. Genießen. Motorradfahrer kennen das Gefühl, das dann durch den Körper fließt. Innere Ruhe. Sommerfeeling im Frühling. Zusammen mit dem Mann, der neben unzähligen weiteren Megahits DAS gesungen hat: „Ich war sechzehn und sie einunddreißig. Und über Liebe wusste ich nicht viel. Sie wusste alles. Und sie ließ mich spüren. Ich war kein Kind mehr. Und es war Sommer …“
Maffay und Schlager.de-Reporter Jörg Schulz – auf Mallorca bei einer Motorradtour © privat
Peter Maffay ganz privat
Und es war Sommer, im Frühling auf der Insel. Der Ballermann ballert zu der Jahreszeit noch nicht. Dafür bollern unsere Motorräder.
Es geht die atemberaubenden Serpentinen durch zerklüftete Felsformationen hoch nach Cap Formentor. Wir sitzen da, die Beine baumeln über dem Abgrund runter zum rauschenden Meer. Maffay erzählt, wie es sich anfühlt, sowas „einfach so vor der eigenen Haustüre“ erleben zu dürfen. Wir machen eine Stipvistite zu seinem legendären Drummer Bertram Engel. Wir trinken hausgemachte Limonade vom eigenen Zitronenbaum, mit Eiswürfeln drin. Er nimmt mich mit auf seine Finca. Maffay, der Privatmensch. Sein Sohn Yaris (heute 20), längst selbst Erfolgsmusiker, tollt zwischen unseren Beinen herum. Peter Maffay erzählt. Von seiner Familie. Seinen Plänen mit der Finca. Dass er dort Wein anbauen wolle. Zwischendurch muss ein Schaf geschoren werden. Eigentlich eine schweißtreibende Arbeit. Nicht für Maffay. Er lacht und redet dabei noch. Und vergießt keine einzige Schweißperle. Maffay, damals 55.
© privat
Damals hatte ich das Gefühl, dass dieser Mann ewig jung sein wird. Bis heute hat er, der mit seiner Frau Hendrikje 2018 nochmal Vater wurde (Tochter Anouk), dieses Jugendliche nicht verloren. Immer wenn wir uns sehen – und das ist eher sporadisch – sehe ich dieses spezielle Lächeln in seinem Gesicht, die Augen leicht zusammengekniffen. Es ist ein frisches, ehrliches Lächeln. Peter Maffay ist jetzt 75 Jahre alt. Jung. Er IST das Sommerfeeling, das wir alle so lieben. Peter, alles Gute!
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