Seit dem 21. Juni dürfen endlich wieder Touristen auf die wohl schönste aller Baleareninseln reisen: Mallorca! Doch angesichts der Corona-Bestimmungen wird der seit langem geplante Urlaub sicher nicht so, wie erhofft! Denn wer auf „endlich wieder Party-Spaß“ aus war, der hat leider Pech gehabt. Aber nicht nur die Touristen haben mit der „Neuen Normalität“ so ihre Probleme – auch die Club- und Diskothekenbetreiber leiden. Aber wie steht es eigentlich um die auf der Insel lebenden Schlagerstars? Wir haben exklusiv bei Peter Wackel und Isi Glück nachgefragt…
Isi, Du warst erst vor wenigen Tagen in einen Unfall verwickelt, wie geht es Euch denn?
„Uns geht es wirklich gut! Das Auto kann wieder vollkommen aufgebaut werden, den Hunden geht es gut und der Motorradfahrer sollte inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen sein. Gehört haben wir von ihm nichts mehr…“
Sind denn inzwischen merklich mehr Touristen bei Euch auf Mallorca angekommen?
„Seit dem das Pilotprojekt hier gestartet ist, war ich jeden Tag an der Playa. Anfangs war es in Sachen Tourismus sehr verhalten, aber inzwischen scheinen auch die ersten Partytouristen angekommen zu sein. Mir kommen schon ein paar mit MegaPark-Shirts entgegen, mit denen habe ich gesprochen. Die sind natürlich traurig, dass alles geschlossen ist. Es ist nicht voll, aber man merkt schon, dass es nach und nach immer mehr werden. Ich denke, wenn am 01. Juli hier wirklich erste Touristenströme kommen, dann tobt hier auch wieder etwas mehr Leben.“
Nun ist es ja kein Geheimnis: Du hast quasi in den „Megapark“ eingeheiratet, wie ist denn die Stimmung bei Euch zu Hause? Ist da die momentane Situation ein großes Thema?
„Mein Mann und ich haben in den letzten Tagen und Wochen tatsächlich sehr viel Zeit miteinander verbracht. Die Stimmung ist so sehr gut. Natürlich sind wir traurig und bedrückt, aber wir müssen die Situation akzeptieren. Aber wir arbeiten auch wirklich viel. Carlos entwickelt Konzepte, wie man den MegaPark doch öffnen könnte und er rotiert da wirklich. Und ich nehme neue Songs auf, trete auf einigen Autokonzerten in Deutschland auf… Wir bleiben einfach positiv!“
Isi Glück glaubt nicht, dass der Ballermann sterben wird!
Ein einschlägiges Boulevardblatt schreibt von einem „Tanzverbot“ auf Mallorca – In den Clubs und Discotheken dürfe nur gesessen werden. Sind denn an der Playa überhaupt Clubs oder Diskotheken offen?
„Meines Wissens nach sind hier keine Clubs oder Diskotheken geöffnet. Es würde hier an der Playa aber auch nicht wirklich Sinn machen. Denn es dürfen nur Clubs mit maximalem Fassungsvermögen von 300 Personen öffnen, von denen dann 75% überhaupt auch nur ausgelastet werden dürften. Und das eigentlich überall auf Mallorca, außer in Magaluf und an der Playa. Da gibt es ja spezielle Verordnungen…“
Was sollte, oder besser MÜSSTE sich Deiner Meinung nach an dem „Party-Tourismus“ ändern, damit Ihr Eure Bühnen wieder nutzen könnt?
„Es ist ja so, dass der Partytourismus sehr viel Geld ins Land spült und das braucht die Insel ja. Aber es ist ja auch so, dass wir hier am Ballermann ein bisschen als ‚Schandfleck‘ angesehen werden. Aber das sagen dann Leute, die noch nie hier gewesen sind und das Gefühl erlebt haben. Ich hatte niemals an der Playa Angst und auch nicht im MegaPark. Natürlich kommen hier sehr viele Menschen zusammen und wo Alkohol fließt, kommt es auch hier mal hier oder mal da zu Auseinandersetzungen, aber das hast du auch in Deutschland. Hier geht es einfach um das Lebensgefühl, welches ich so liebe und es kommen viele Menschen von jung bis alt zusammen und die feiern friedlich, singen jeden Schlager mit und bieten ein gutes Gefühl. Ich glaube nicht, dass sich am Partytourismus etwas ändern muss, sondern dass uns Corona derzeit einfach nur im Weg steht!“
„Ich singe den Menschen ja nichts Schönes vor, ich feiere eine Party mit ihnen!“ – Isi Glück
Nun bist Du vor wenigen Jahren auf die Insel gezogen, Dein Lebensmittelpunkt ist zu Hause bei Deinem Mann und Deinen Hunden – gibt es Tage, wo Du diesen Entschluss bereust?
„Ich liebe Mallorca und das in all den Ecken der Insel. Nicht nur den Ballermann also. Ich bin hier so richtig angekommen. Wir haben uns hier ein Häuschen gekauft, da fühlen wir uns wohl drin, haben zwei tolle Hunde und ich habe es nicht einen Tag bereut. Im Gegenteil! Ich glaube, es war die beste Entscheidung meines Lebens, nach Mallorca zu gehen. Natürlich war es während des Lockdowns hart, weil keine Flüge nach Deutschland gingen und nicht meine Familie besuchen konnte, aber ich fühle mich hier sehr wohl und kann mir vorstellen, bis an mein Lebensende hier zu bleiben.“
Du sagtest es schon, Du bist für einige Autokino-Geschichten ab und an in Deutschland… Wie fühlt sich das für Dich an, wenn Du vor Autos auftrittst?
„Ich bin ehrlich gesagt froh und dankbar, dass wir diese Autokino-Auftritte haben. Denn es ist schön, mal wieder raus zu kommen. Aber es ist natürlich nicht so wie ein Konzert, wo du persönlichen Kontakt mit Fans hast oder ein direktes Feedback bekommst. Es ist schön, dass es das gibt, aber es ist für mich als Künstlerin jetzt nicht die Erfüllung. Ich bin als Partysängerin jetzt niemand, der den Menschen was schönes vorsingt – ich feiere eine Party mit ihnen. Ein ‚Zicke-Zacke-Zicke-Zacke‘ wird eben nur mit einem ganz leisen ‚hoi-hoi-hoi‘ beantwortet, weil eben alle in ihren Auto sitzen und die Fenster geschlossen sind. Ich nehm das als Erfahrung mit, aber ich freue mich um so mehr, wenn wir die richtigen Partys wiederhaben.“
Gibt es für Dich einen Plan B, also hast Du noch ein Ass im Ärmel?
„Ich habe absolut keinen Plan B. Den möchte ich auch nicht haben, denn ich möchte meinen Beruf wieder normal ausführen. Momentan komme ich auch noch sehr gut über die Runden. Ich habe Rücklagen und einige Instagram-Kooperationen. Und sollte es einen ‚worst case‘ geben, was ich wirklich nicht hoffe, dann kann ich immer noch in einen meiner alten Berufe zurück gehen. Ich habe zweieinhalb Ausbildungen gemacht. Die letzte, als Versicherungskauffrau, jedoch nicht abgeschlossen, weil dann Mallorca kam… Da denke ich jetzt aber gar nicht drüber nach, wenn ich ehrlich bin. Ich halte an meinem Beruf und an Mallorca fest!“
Während wir diesen Artikel geschrieben haben, erreichen uns folgende News:
In einer Pressemitteilung teilte die Cursach-Gruppe mit, dass der MegaPark für die Sommersaion 2020 geschlossen bleibt. Doch nicht nur der beliebte Partytempel an der Playa bleibt dicht: Ebenfalls betroffen sind die Clubs wie das BCM in Magaluf, The Club sowie das Titos in Palma, die auch zur Gruppe gehören. Derzeit sehe man wegen des diskutablen Verbotes der Balearen-Regierung, Diskotheken in Arenal und Magaluf zu öffnen, keine Perspektive, heißt es in dem Schreiben weiter. Man werde jedoch nun bemüht sein, das Veranstaltungskonzept auf das kommende Jahr auszurichten. Hunderte Mitarbeiter verlieren somit auf der Sonneninsel ihren Job. Wie es im kommenden Jahr aussehen wird, bleibt weiterhin fraglich!
Lest hier, wie der deutsche Party-Botschafter Mallorcas, Peter Wackel, über das „Ableben des Ballermanns“ denkt!
Seit über 20 Jahren ist Peter Wackel eine feste Institution in Sachen Party auf Mallorca. Er ist nicht nur Künstler im legendären Bierkönig: Er lebt auch das Malle-Gefühl, welches nötig ist, um seit Jahrzehnten an der Playa zu bestehen. Aber zusätzlich zu seinen Auftritten ist der gebürtige Bayer seit letztem Jahr offizieller „Palma Beach“- Botschafter auf Mallorca. Dieses Jahr war er nach dem Lockdown als Erster zurück auf der Insel und ordnet uns ein, ob diese „Neue Normalität“ der Todesstoß für die Partyhochburgen an der Playa sein könnten:
„Es ist unglaublich, was die letzten Wochen hier los ist. Die Situation ändert sich stündlich. Aber ich bin hier der Mann vor Ort und bekomme das alles mit. Auftritte habe ich aktuell keine, aber die Lokale, also die Gastronomie, ist geöffnet und auch der Bierkönig wird demnächst wieder öffnen, wenn auch vorerst ohne Livemusik. Ich habe auch die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass ich dieses Jahr noch Auftritte im Bierkönig haben werde.“
Mit welchem Gefühl bist Du gerade auf Mallorca unterwegs?
„Tatsächlich schlagen da gerade zwei Herzen in meiner Brust! Als Privatmann ist es ein Traum, die Strände sind leer und richtig sauber, man kann den Sommer genießen. Aber als Künstler bin ich traurig. Wenn ich hinter dem Bierkönig parke und in die Schinkenstraße gehe, dann denke ich nur so: ‚oh man!‘. Das ist schon traurig.“
Peter Wackel meint, dass die Regierung spätestens zum Saisonende wisse, was wirklich fehle…
Teilst Du überhaupt die Meinung, dass der „exzessive Tourismus“ dem Image der Insel in den letzten Jahrzehnten geschadet hat? „Der exzessive Tourismus ist ja immer schnell gesagt. Wir sprechen hier ja von generellem Partytourismus. Den gibt es auf Ibiza, in Magaluf und auch an der Playa. Die Leute kommen hier wegen der Abwechslung her. Und da sollte sich die Regierung in Sachen exzessiv an die eigene Nase packen: Denn das Problem ist, dass die Infrastruktur in all den Jahren nicht mitgewachsen ist. Das heißt, zu wenig Polizei, zu wenig Krankenwägen für so viele Touristen. Aber es ist immer nur 1% der negativ auffällt. Die 99 anderen feiern friedlich und haben Spaß. Und spätestens am Ende der Saison wird die Regierung merken, dass ihnen durch diese Vorschriften ein großer wirtschaftlicher Aspekt fehlt.“
Wie könnte man aus Deiner Sicht der Regierung entgegenwirken, damit man sich vielleicht in der Mitte trifft und der Ballermann eben in irgendeiner Form doch erhalten bleibt? Irgendwie ist man ja auf der Insel auf den Tourismus angewiesen, oder?
„Ich bin seit eineinhalb Jahren der auserkorene Botschafter der Künstler hier auf Mallorca. In diesem Jahr hatte ich erstmals richtigen Regierungskontakt. Und ich habe mir auf die Fahne geschrieben, dass ich die Künstler mit den Veranstaltern und Hoteliers vereinen möchte, statt das sie gegeneinander arbeiten. Und da merke ich inzwischen schon ein großes Umdenken.“
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Der Bierkönig-Star Peter Wackel hat aber noch ein weiteres Standbein: Er bietet seit einigen Jahren Party- & Eventreisen an und ist zu Recht eine unangefochtene Partylegende. Für diesen Sommer bietet er exklusive Finca-Ferien an. Damit können Fans wenigstens privat in den Partygenuss auf Mallorca kommen.
Lest hier weiter, wie Matthias Distel alias Ikke Hüftgold über Mallorca, Corona und den Partytourismus denkt!
Neben den Stars an der Playa de Palma, gibt es auch genügend Macher hinter den Kulissen, die seit Jahren nicht fehlen dürfen! Matthias Distel kennt das Leben und das Leiden Mallorcas. Er stand ewig als ‚Ikke Hüftgold‘ auf der Bühne, wurde aber nach einem, nennen wir es überspitzt, frevelhaften Auftritt im Bierkönig fristlos entlassen und ist seit dem „nur“ noch als Hit-Produzent auf Mallorca unterwegs. Distel ist jemand, der den „großen Knall“ an der Playa bereits geahnt hat:
„Ich bin bei uns, bei Summerfield, der Schwarzmaler schlecht hin! Ich sehe allerdings auch schon die kommende Saison 2021 hochgradig gefährdet. Die Einschläge sind bei uns im Partysektor schon extrem und ich wage es zu bezweifeln, dass es jemals wieder eine Normalität, so wie wir sie kennen, in Sachen Partyschlager, Partytourismus und Feiern mit 50.000 Personen auf engstem Raum oder in Festzelten, wo der Schweiss von der Decke tropft, geben wird. Diese Zeiten sind aus meiner Sicht vorbei…“
Du hast ein sehr großes Label und über 20 Partykünstler unter Vertrag. Natürlich musst Du da auch mal als Berater für Dein Team tätig sein. Was rätst Du Künstlern, wie sie ihre Karriere auch ohne Auftritte am Ballermann laufen lassen können?
„Ich gebe allen, die zwei gesunde Hände haben, den Tipp, sich Arbeit zu suchen. Es haben viel zu viele auf eine Karte gesetzt. Ich möchte da jetzt keine Namen nennen, aber auch bei uns im Team sind da schon zwei, drei Newcomer dabei, die die letzten Jahre den Fehler gemacht und viel gehofft haben und dann die Realität aus den Augen verloren haben. Selbst ich, als Top-5 Künstler im Partysegment, zumindest was die Gage angeht, habe immer weitere Standbeine gehabt und bin heute dankbar dafür. Und ich kann auch nur jedem raten, sich einen soliden Job zu suchen. Gerade als Künstler ist es die Kunst mit der Kunst zu überleben und das geht nur mit Alternativen, die man sich selbst schafft.“
Ikke Hüftgold sieht schwarz und erklärt den Ballermann für tot!
Gibt es jemanden, der als Sieger aus den politischen Entscheidungen hervorgeht?
„Ganz großer Sieger dieser doch sehr verlustreichen Zeit, zumindest in materiellen Dingen, ist die Kreativität! Ich glaube, dass aus dieser Krise, die uns über Jahre begleitet, ganz viel Innovation entsteht, und das auch bei dem Versuch, Menschen zu bespaßen. Wir selbst sind ja auch aktiv was das Thema angeht und versuchen neue Formate zu entwickeln und genau so treibt es den Medizinsektor an und den Kommunikationssektor mit neuen Möglichkeiten, wie man miteinander kommuniziert. Aber es wird natürlich auch einige große Verlierer geben. Das wird aber ganz genau erst zum Schluss, in etwa drei oder vier Jahren sagen können…“
Ist der Ballermann aus deiner Sicht verloren?
© instagram.com/peterwackel_official//isi_glueck//matthiasdistelmedia
„Der Ballermann ist ja schon sein Jahren verloren, der heißt ja inzwischen Beach Club Six! Und das zeigte ja auch schon vor Corona die Richtung, in die es auf Mallorca gehen soll. Und ich bleibe dabei – Ich bin bereits seit drei oder vier Jahren der Mahner, was diese Geschichten angeht. Das Ziel wird erreicht, dass der Partytourismus auf Mallorca zerstört wird. Und das wird jetzt durch Corona beschleunigt. Ich gehe davon aus, dass dort nichts mehr bleibt, wie es mal war und die ganz große Sause da unten in den nächsten Jahren ausfällt. Und sollte es irgendwann wieder losgehen, dann zielt es eher auf internationales Publikum mit sehr viel Geld ab!“
Es scheiden sich also die Geister über das Ballermann-Sterben. Die Künstler sind positiv gestimmt und hoffen, dass es wenigstens im kommenden Jahr für sie an der Playa de Palma weiter gehen wird. Matthias Distel als Macher der Stars und Produzent unzähliger Gassenhauer wie „Johnny Däpp“ oder „Dicke Tit*en, Kartoffelsalat!, sieht die Situation kritisch und glaubt an eine Rückkehr des „Beach Club Six“ in großem Stil und ohne Billig-Party. Wer am Ende die Nase vorn hat, wird die Zeit zeigen.