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Roland Kaiser – erotische Songs: DAS ist das Texter-Geheimnis

Roland Kaiser, der Meister des sexy Schlagers: „Manchmal möchte ich schon mit dir …“ – sein Texter spricht nun exklusiv mit Schlager.de

Roland Kaiser
© BMC-Images/ Dominik Beckmann

Deshalb ist er eine Schlagerlegende

Roland Kaiser, der Meister des sexy Schlagers: „Manchmal möchte ich schon mit dir …“ Mit einem möchte Roland Kaiser nicht nur manchmal: Jacky Dreksler. Eine Songschreiber- und Produzenten-Legende. Der ist sowas wie Kaisers Erotik-Texter in Crime. Dreksler verrät Schlager.de exklusiv, wie er und der Gentleman des anzüglichen Schlagers auf diese sexy Schlager-Texte kommen.

Jacky Dreksler (77), in Paris geboren. Klar, da hat er die Liebe in den Genen. Sein Können geht aber noch viel weiter: als Produzent („RTL Samstag Nacht“-Show, „Schreinemakers Live“, „Die Hella von Sinnen Show“). Als TV-Autor (Carolin Reibers „Volkstümliche Hitparade“, Hugo Egon Balders „Alles nichts oder?!“). Verleger, Texter von Songs und Chansons, u. a. für Charles Aznavour, Heino, Costa Cordalis, Die Flippers und – Roland Kaiser.

Roland Kaiser soll angeblich immer nur von „Bumserei“ singen

Dessen Lieder beschäftigte erst kürzlich Barbara Schöneberger und Atze Schröder. In ihrem Podcast „Mit den Waffeln einer Frau“ amüsierte sie sich über Roland Kaiser und dessen schlüpfrigen Texte: „Meine Mutter sagt zu mir: Den Roland Kaiser liebe ich, der hat nur versaute Texte.“ Schöneberger, die eigentlich sonst auch nicht gerade prüde ist, kritisierte, dass es sich bei Schlagerliedern „die ganze Zeit um die Bumserei“ kreisen würden. Und nannte als Paradebeispiel Roland Kaisers Lied „Du, Deine Freundin und ich“: „Und dann kann die Freundin noch eine Freundin mitnehmen, dann sind wir zu dritt.“

Roland Kaiser am Erotik-Pranger: Es geht also immer nur „um die Bumserei“ – stimmt das? Schlager.de fragte Jacky Dreksler. Der ganz offen: „Da hat die Schöneberger ja recht. Das stimmt so. Ich habe mit Roland wohl drei CDs zusammen getextet. Es war sehr oft in seinem Haus auf Sylt. Da saßen wir mal zusammen, seine Frau war auch dabei, sie hatte gerade ihr Baby bekommen. Und meine Frau, wir hatten auch frisch ein Baby bekommen. Roland und ich haben getextet, und die Frauen saßen dabei. Sie haben sich um die Kinder gekümmert, haben sich unterhalten oder uns zugehört. So entstanden die Texte. Ich erinnere mich noch an eine Zeile: ‚Wir liebten uns die Seelen wund.‘ Aber wir meinten eigentlich … Na, ja. Nicht das Wort liebten. Und vor allem nicht das Wort Seelen.“ Oha!

Jacky Dreksler, der kongeniale Text-Partner von Roland Kaiser: © IMAGO / teutopress

Und, wie entstehen die Texte? Dreksler: „Man wirft Textfetzen in den Raum. Es geht in den Liedern ja fast ausschließlich um Liebe. Da ist die körperliche Liebe ja nicht weit.“

Dabei gebe es Unterschiede. Als Beispiel: Charles Aznavour, für den Dreksler 1995 zehn Texte geschrieben hatte, im Vergleich zu Roland Kaiser. Dreksler: „Die Texte von Charles Aznavour waren anders, die waren unter einer dickeren intellektuellen Schicht verborgen. Bei Roland Kaiser halt ein wenig offener. Das ist wie beim Kohleabbau: Charles Aznavour Texte sind die Steinkohle, die tief liegt. Und bei Roland Kaiser ist es Braunkohle. Die liegt direkt unter der Oberfläche.“

Die Motivation, die Leute mit anzüglichen Liedern zu unterhalten ist so einfach, wie Sex. „Der Spaß an der Sache ist, den offensichtlichen Sex so einzupacken, dass Erotik dabei herauskommt“, so Dreksler. „Wenn man das alles offen ausdrücken würde, dann wäre es nur platt.“

Roland Kaiser und Jacky Dreksler haben nie einen Hehl aus ihren Absichten gemacht

Außerdem habe er einen „kongenialen Partner“, so Dreksler weiter. „Bei ihm braucht man nicht viel Überzeugungsarbeit. Wir haben nie einen Hehl aus unseren Absichten gemacht. Unsere Frauen saßen oft dabei. Sie wussten, dass es um Erotik und Sex geht. Wir haben da nie ein Blatt vor den Mund genommen.“

Sie stand am Bühnenrand, die Augen wie Smaragd. Und nur ein Träger hielt ihr T-Shirt, die andre Schulter war nackt. Ein Schritt zu weit nach vorn, dann gab es kein Zurück.

aus: ‚Sag‘ niemals nie‘ von Kaiser / Dreksler

Ein Kaiser-Song ist dabei buchstäblich ein Smaragd. Dreksler: „Das Lied ‚Sag‘ niemals nie‘: ‚Sie stand am Bühnenrand, die Augen wie Smaragd. Und nur ein Träger hielt ihr T-Shirt, die andre Schulter war nackt. Ein Schritt zu weit nach vorn, dann gab es kein Zurück. Und morgens ging sie aus der Hoteltür, mit diesem Ich seh‘ dich nie wieder-Blick.‘ Eine erotisch aufgeladene Andeutung eines One-Night-Stands.“ Doch eigentlich sollte der Text ganz anders gehen. Dreksler: „Statt ‚Bühnenrand‘ hatte ich Roland zuerst ‚Straßenrand‘ vorgeschlagen. Da sagte Roland ‚Nein, lass uns lieber Bühnenrand nehmen.‘ Man hat sofort das Bild von einer jungen Frau vor Augen. Und es ist klar, was dann passiert. Ohne dass es groß ausgedrückt wird, ist es eine gewisse Groupie-Begegnung. In dem Lied ist der Sex eigentlich relativ offensichtlich.“ Und das aus dem Munde dieses Gentlemans…
Es klingt so, als hätte der Schlager durch Jacky Dreksler endgültig seine Unschuld verloren. Dreksler, etwas verschmitzt: „Ja … Aber – hatte der Schlager sie jemals? Wenn man sich mal die 20er Jahre anschaut. Beispielsweise ‚Veronika, der Lenz ist da. Die ganze Welt ist wie verhext. Veronika, der Spargel wächst.‘ Das ist schon sehr schlüpfrig. Dann kamen die Nazis. Und alles wurde deutsch, keusch.“

Wann will Roland Kaiser wieder …?

Da habe es solche Dinge nicht mehr gegeben. „Vielleicht noch in der 30ern“, erzählt Dreksler. „Da gab‘ es so verschwitzte Andeutungen aus dem Rotlichtbereich, Hamburg, St. Pauli. In den 50ern war auch wenig mit Erotik. Die Leute waren mit Fernweh beschäftigt. Freddy Quinn sang ‚Unter fremden Sternen‘. Man wollte raus aus den Trümmern und dem hässlichen Deutschland. In den 60ern wurde alles durch die sexuelle Befreiung etwas offener. Die 69er, Summer of Love. Roland war dann einer der Ersten im Schlagerbereich, der das Genre anzüglich machte.“ Vielleicht ruft Roland Kaiser demnächst mal wieder seinen Partner in Erotik-Crime an: „Manchmal möchte ich schon mit dir …“