Rudi Carrell, der größte Holland-Import, den das deutsche Fernsehen bis heute erlebt hat. Eine Showmaster-Legende. Er brachte seine Zuschauer zum Lachen. Aber andere weinten. Denn, was die wenigsten wissen: Rudi Carrell hatte eine dunkle Seite …
Seine „Rudi Carrell Show“ flimmerte 1965 zum ersten Mal über unsere Bildschirme. Ein schlaksiger junger Mann schlenderte durchs Studio, konnte kaum richtig Deutsch. Aber er hatte Humor, tanzte und sang. Und er spielte mit seinen Gästen, darunter Peter Alexander und Tony Marshall, witzige Sketche. Das war neu – und Rudi Carrell wurde über Nacht zum Fernseh-Liebling. Dass der „leibhaftig gewordene Holländer-Witz“ auch andere Seiten hatte, ahnte niemand. Vor allem Rudis Verhältnis zu den Frauen sorgt immer wieder für Getuschel. „Ich hatte das Gefühl, dass ich für ihn nur Mittel zum Zweck war“, sagte seine Ex-Frau Truus de Vries. „Er hat mir nie das Gefühl gegeben, dass ich ihm wirklich wichtig war.“ Das Paar trennte sich 1967, sechs Jahre später folgte die Scheidung.
Rudi Carrell zwischen den Frauen
Der Showmaster war einem Flirt nie abgeneigt. Aber auch seine zweite Ehe mit Anke Bobbert hielt nicht für immer. „Ich konnte nicht glauben, dass er mir untreu sein würde“, sagte sie später in einem Interview. „Er hat mich sehr verletzt.“ Bei ihrem Tod im Jahr 2000 gestand Carrell, dass er schon seit 15 Jahren mit der Drehbuchautorin Susanne Hoffmann zusammenlebte. „Ich habe Anke und Susanne geliebt“, sagte er. „Aber ich konnte mich nicht für eine von beiden entscheiden.“
Beatrice Richter hatte Todesangst vor Carrell
Während Millionen von Menschen über seine Scherze lachen, kennen nur wenige die dunkle Seite von Rudi Carrell. Seine Kollegen litten unter dem „Diktator“, wie er hinter seinem Rücken genannt wurde. „Ich bekomme immer noch Todesangst, wenn ich an ihn denke. Er war der kälteste Mensch, dem ich je begegnet bin“, sagte zum Beispiel Kollegin Beatrice Richter. Vor jeder Sendung habe sie sich übergeben müssen. An den miesen Umgangston erinnert sich auch Marijke Amado, Assistentin in seiner Show „Am laufenden Band“, in einem „Bild“-Interview: „Rudi schrie auf Niederländisch einiges hinter mir her“, verriet sie einmal in einem Interview. Er habe zum Beispiel gebrüllt: „Ich bin hier der Komiker. Nicht du!“
Seine Unsicherheit machte ihn cholerisch
Und Jochen Busse, der die von Carrell produzierte RTL-Sendung „7 Tage, 7 Köpfe“ moderierte (1996 bis 2005), erzählte im Podcast „Fernsehrausch“: „Rudi war der Mann mit dem schlechtesten Benehmen, den ich je kennengelernt habe. Wegen seiner Unsicherheit war er oft sehr cholerisch.“ Viele Mitarbeiter hätten sich vor Carrell gefürchtet, wenn er sich aufgeregt habe, hätten sie gezittert. „Es war ein Klima der Angst“, so Busse.
Am 2. Februar 2006 bekam Rudi Carrell den Goldene Kamera-Ehrenpreis. Fünf Monate später war er tot. © IMAGO / eventpress
Im November 2005 teilte der Show-Gigant mit, dass er Lungenkrebs hatte. Im Februar 2006 betrat er ein letztes Mal die große Bühne, bei der Verleihung der Goldenen Kamera für sein Lebenswerk. Es war ein Preis für seine Arbeit. Nicht für seinen Charakter. Sichtlich gezeichnet und heiser bedankte er sich: „Die Tatsache, dass ich heute hier sein kann, verdanke ich in erster Linie meiner Krankenversicherung, dem Klinikum Bremen-Ost und der deutschen Pharmaindustrie.“
Der Krebs verstand bei Carrell keinen Spaß
Am 7. Juli 2006 starb Rudi Carrell. Doch kurz vor seinem Tod hatte er noch einen Witz auf den Lippen: „Ein paar tolle Gags, die wir für 7 Tage, 7 Köpfe nicht gebrauchen können, hebe ich auf. Und wenn ich in den Himmel komme, werde ich damit etwas nebenbei verdienen!“ Rudi Carrell wird immer in Erinnerung bleiben – als Show-Legende. Und als Mensch mit einer dunklen Seite.