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Udo Jürgens mit besonderer Hommage geehrt

„Der Mensch ist erst tot, wenn der letzte Mensch gestorben ist, der sich seiner erinnert“ – sinngemäß so äußerte sich Udo Jürgens zum Thema Tod. Es spricht in der Tat viel dafür, dass Udo Jürgens – diesen Maßstab angelegt – unsterblich bleiben wird. Ein Denkmal baute er sich dank seiner Musik bereits zu Lebzeiten. Bis […]

© Stephan Imming / Schlagerde
Credit: © Frank Oppitz

„Der Mensch ist erst tot, wenn der letzte Mensch gestorben ist, der sich seiner erinnert“ – sinngemäß so äußerte sich Udo Jürgens zum Thema Tod. Es spricht in der Tat viel dafür, dass Udo Jürgens – diesen Maßstab angelegt – unsterblich bleiben wird. Ein Denkmal baute er sich dank seiner Musik bereits zu Lebzeiten. Bis zum Schluss stand der wohl bedeutendste deutschsprachige Komponist und Entertainer des 20. Jahrhunderts auf der Bühne.

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Schon zu Lebzeiten gab es einige sehr gute Coverbands und –interpreten, exemplarisch seien hier „Sahnemixx“ und Alex Parker genannt, die Udos Musik schon respektvoll weitertrugen, als der Meister selbst noch lebte. Hinzugekommen sind eine Unmenge an Tribute-Shows, bei denen es schwer fällt, den Überblick zu behalten, zumal fast alle Shows den gleichen Namen tragen und teilweise regional agieren. Dass es dabei auch unerfreuliche Udo-Adaptionen gibt – gerade bei regional tätigen Gruppierungen und Künstlern – versteht sich von selbst.

Stimmwunder lassen Udo leben

Eine weit überdurchschnittlich gelungene Show läuft inzwischen schon seit einigen Jahren im Dortmunder Hansa Theater. Der renommierte Sänger Rudi Strothmüller gibt hier den Udo Jürgens. Strothmüller ist kein Unbekannter. Mit dem „echten“ Udo trat er gemeinsam auf, u. a. in Wim Thoelkes „großen Preis“ und in Dieter Thomas Hecks „Goldener Stimmgabel“. Als Pionier betätigte er sich, indem er sich als einer der ersten Dozenten für Populargesang betätigte. Ungewöhnlich: Die Show beginnt mit dem Klassiker „Merci Cherie“, gesungen von Strothmüller alleine am Flügel. Dass der Mann perfekt singen kann, merkt man, was bei einer Udo-Cover-Show vielleicht etwas störend wirkt, denn Udo war ja nicht unbedingt der ausgebildete Sänger und hatte eine sehr markante, kaum zu imitierende Stimme. Darauf muss man sich einlassen – wer von einer Udo-Cover-Show ein Udo-Imitat erwartet, der mag vielleicht enttäuscht werden. Wer sich aber wünscht, dass Udos Musik lebendig bleibt, wird spätestens dann hellhörig, wenn Strothmüller seine „Kinder“ auf die Bühne bittet. Und die sollen hier mal gewürdigt werden, weil die Band wirklich extrem gut zusammengestellt ist, es handelt sich um großartige Einzelmusiker, die aber auch im Bandspiel sehr gut zusammenwirken und die deshalb einfach mal den Rahmen dieses Artikels geben sollen.

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Augenzwinkernd begrüßt Rudi Strothmüller die Musikerinnen und Musiker als seine „Kinder“. („Nach langjährigen Recherchen ist es mir gelungen, meine unehelichen Kinder zu finden“).  Interessanterweise sind das – anders als es bei Udos Orchester war – fast ausnahmslos Damen. Den „Hahn im Korb“ gibt Schlagzeuger Sven Petri, der eine Bank an den Drums war und bei dem man sich bis zum Schluss nicht sicher war, ob es sich nicht doch um Robbie Williams handelte…

Schon optisch auffällig (großflächige Tätowierungen hat man bei Udokonzerten eher selten gesehen) ist die Gitarristin Jani Näckel, die „eigentlich“ bei einer AC/DC-Coverband mitspielt und bei der ich mich entschuldige, sie hier zu erwähnen, weil das vermutlich nicht gerade imageförderlich ist, als Rockmusikerin von Udo-Jürgens-Fans gelobt zu werden. Aber was sein muss, muss sein – ihr Gitarrensolo bei „Der Mann ist das Problem“ war großartig, auch Einlagen wie das Intro von „17 Jahr blondes Haar“ (allerdings in der 72er- und nicht in der Motown-65er-Version) oder „Mit 66 Jahren“ – solche rockigen Einlagen hat Udo ja auch selbst immer wieder gerne gegeben – sensationell gut – und NEIN, die Gitarre war NICHT zu laut gedreht … Auch das Gitarrensolo „Ich weiß, was ich will“ – großes Kino, schade, das dürfte gerne etwas länger gehen – wirklich etwas für Gourmets…

Für das Piano wurde Petra Riesenweber angeheuert. Petra bekam wegen ihrer unglaublich langen Beine einen eigenen Hocker. Die Pianistin ist bekennender BVB-Fan – und Bayern-Fans müssen bei ihr gaaanz stark sein, („München ist Ausland“); erst recht, wenn sie ihr Gedicht von dem, was die „Fülle hält“ vorträgt. Man verzeiht es ihr, weil sie sowohl die Pianopassagen sehr gut beherrscht als auch gerade so spezielle Sounds wie das Cembalo in „Immer wieder geht die Sonne auf“. Sehr schön waren auch ihre Einlagen bei „Der Mann ist das Problem“ und „Eine Hand ist keine Faust“ – lediglich die Flöten-Sounds beim „Griechischen Wein“ waren gewöhnungsbedürftig, zumal Cathrin ja Naturflöte spielte.

An der Bassgitarre brillierte Bettina Hagemann. Mit ihrem Bass setzte sie immer „ein Pfund“ drunter – großartig z. B. der typische Basslauf zum Schluss von „Mit 66 Jahren“. Interessant auch eine (zumindest „gefühlte“ interessante Taktschwerpunktverschiebung bei „I Can I Will“). Eine echte Bass-Herausforderung ist auch „Eine Hand ist keine Faust“ – souverän gemeistert. Wunderschön war auch ihr Violinspiel bei Udos Spätwerk „Zehn nach Elf“.

Cathrin Groth wurde mit ihren Instrumenten Flöte und Saxofon vorgestellt. Dabei hat sie noch viel mehr drauf – gleich mehrere Stücke („Der Teufel hat den Schnaps gemacht“, „Ich war noch niemals in New York“) unterstützte sie mit der guten alten Melodica und sang gemeinsam mit Inga Strothmüller wirklich sehr schön die 2. Stimmen. Etwa bei „Bleib doch bis zum Frühstück“ sang sie zunächst auf den Punkt die Begleitstimme, um den Song mit einem tollen Saxofonsolo abzurunden. Das gleiche gilt für das Stück „Der ganz normale Wahnsinn“. Besonders bemerkenswert ist ihr Sax-Solo in „Eine Hand ist keine Faust“ (ja, auch diese Perle aus Udos Schaffen hat man ins Programm genommen).

Inga Strothmüller ist auch im „echten Leben“ die Tochter von „Udo“ Rudi Strothmüller. Auffällig wurde die sehr attraktive Tochter Rudis, die nebenbei auch die Chefin des Hansa Theaters ist, erstmals mit ihrer zweiten für das Stück so charakteristischen Stimme bei „Immer wieder geht die Sonne auf“ – sensationell! Es ist vielleicht unfair, Jennys Gesang mit dem Ingas zu vergleichen – Inga ist ganz offensichtlich ausgebildete Sängerin – großartig. Das „Ich will – ich kann“-Duett hat sie allerdings derart exzellent gemeistert, dass sie durchaus in Pepe Lienhards Orchester gepasst hätte, das war wirklich extrem beeindruckend (diese Aussage habe ich mir übrigens von einigen Udofans bestätigen lassen – allein dafür lohnt sich der Besuch der Show!!!). Auch die zweiten Stimmen wie beim „Ehrenwerten Haus“, der „Sahne“ oder „Mit 66“ kamen absolut auf den Punkt.

Etwas für Gourmets ist „Ich weiß, was ich will“. Ingas 2. Stimme (das typische „haa haa“ zu Beginn) habe ich live noch nie so perfekt gesungen gehört wie von Inga Strothmüller – das ist wirklich begeisternd! Da hätte man sich gewünscht, dass sie das auch noch zum Schluss des Liedes noch mal ein Minütchen gesungen hätte (wie im Original). Aber auch als Rezensentin brillierte Inga. Wie sie Jennys Brief zu Udos erstem Todestag vorgelesen hat – da blieb wohl kaum ein Auge trocken…

Im Dortmunder Hansa-Theater ist die Show an folgenden Terminen zu sehen:

  • Sa. 09.12.2017
  • Sa. 20.01.2018
  • Sa. 17.02.2018
  • So. 18.03.2018
  • Sa. 28.04.2018
  • So. 13.05.2018