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Udo Jürgens – Tochter Jenny Jürgens: „Manchmal denke ich mir, wie schön es wäre, nochmal mit ihm sprechen zu können“

Vier Tage vor Heiligabend 2014 ist Udo Jürgens gestorben. Jetzt sprechen seine Kinder über den Mann, den nicht nur sie vermissen…

© BMC-Images / Dominik Beckmann Credit: © BMC-Images / Dominik Beckmann

Vier Tage vor Heiligabend 2014 ist Udo Jürgens gestorben. Aber seine Lieder leben. Auch die Songs für die stille Zeit. Am 10. November veröffentlichen seine Kinder, Jenny und John, 55 Songs aus dem Vermächtnis ihres Vaters (3 CD-Digitalbox: „Die schönsten Lieder zur Weihnachtszeit“). Im Interview erzählen sie darüber.

Jenny, John, „Die schönsten Lieder zur Weihnachtszeit“ ist ein abendfüllendes Werk. 55 Songs in fünf Sprachen, drei Alben, drei Stunden Musik – zumindest musikalisch ist der Weihnachtsabend gerettet.

John Jürgens: Das würde ich auch sagen (lacht). Die weihnachtliche Stimmung ist mit diesem Dreifachalbum garantiert. Und nicht nur das: Selbst für eingefleischte Udo-Jürgens-Fans gibt es ohne Frage die eine oder andere Überraschung.

Wann habt ihr die Songsammlung zusammengestellt?

John: Im August. Draußen war es heiß, und dann setzt man sich in die Bude und hört „Buon Natale“. Das war schon lustig.

Wie geht ihr beim Suchen und Zusammenstellen vor? Habt ihr eine große Schatztruhe mit den alten Aufnahmen eures Vaters zuhause?

John: Wir finden immer wieder neue Kostbarkeiten, ob bei den persönlichen Sachen unseres Vaters oder bei der Sony Music. Das Suchen und Finden im Archiv ist eine intensive Gemeinschaftsarbeit von ungefähr einer Handvoll Personen.

Jenny: Das Wühlen in den Kisten und das anschließende Digitalisieren wird schwerpunktmäßig von John gemacht. Ich lebe ja in Spanien und bin nur manchmal dabei, zum Beispiel war ich zwei Mal mit in Zürich, wo wir ein Lager haben.

Udo Jürgens hinterließ einen Schatz

Was ist denn genau drin in den Kisten?

John: Vor allem Musikkassetten. Unser Vater hatte immer ein kleines Diktiergerät dabei. Oft stand er nachts auf, wenn er wieder nicht schlafen konnte, hat eine Idee, fängt an, diese Idee ins Gerät zu sprechen, setzt sich ans Klavier, spielt ein bisschen, und redet wieder. Auf diese Art von Skizzen stoße ich sehr häufig, ich bin sozusagen gerade permanent mit seiner Stimme zusammen.

Wie viele Bänder gibt es?

John: Schwer zu sagen. Bestimmt allein Hunderte von Kassetten. Dazu kommen viele VHS-Videos.

Macht euch diese Arbeit auch Spaß oder ist sie vor allem mühsam?

John: Naja, beides (lacht). Es ist schon auch eine Freude, wenn wir uns mit den Liedern unseres Vaters beschäftigen. Aber es ist eine aufwendige Arbeit, die alten in zeitgemäße Aufnahmen ins Digitale umzuwandeln.

[articlequote quote=“Seine Stimme fehlt heute.“ copyright=“Jenny Jürgens“]

Jenny: Seine Stimme fehlt heute. Allein die letzten Jahre hätten unserem Vater genügend Material an die Hand gegeben, um hundert Songs zu schreiben. Manchmal denke ich mir, wie schön es wäre, nochmal mit ihm sprechen zu können und ihm zu erzählen, was alles passiert ist, seitdem er nicht mehr da ist.

Wie lief denn das Weihnachtsfest bei euch ab?

Jenny: Sehr klassisch. Wir haben uns alle sehr gut angezogen, das machen wir übrigens heute noch. Wenn mein Mann David und ich zusammen auf Mallorca feiern, dann tragen wir Sakko und schwarzes Kleid. Zu essen gab es oft Karpfen, das war unser Weihnachtsklassiker. Ich erinnere mich aber auch an Gans oder Ente.

Gab es ein Ritual für die Bescherung?

Jenny: Wir mussten draußen im Flur sitzen und warten. Irgendwann klingelte die Mama mit dem Glöckchen, wir sind ins Wohnzimmer gerast, und da standen die Fenster auf. Wir lebten ja in Kitzbühel und konnten direkt auf den Hahnenkamm gucken. Dann sagte der Papa „Jetzt ist es gerade weggeflogen“ und schaute dramatisch aus dem Fenster. Er meinte natürlich das Christkind.

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