Einer der erfolgreichsten Schlagerproduzenten ist Uwe Busse, der mit den Flippers, KLUBBB3 und vielen anderen große Erfolge erzielt hat. Aber auch als Sänger ist er seit vielen Jahren erfolgreich. Im Gespräch mit Schlager.de gab sich der Schlagermacher ausgesprochen offen, tabulos und einfach sympathisch:
Schlager.de: Bei Wikipedia findet sich in ihrem Eintrag als Geburtsort Wuppertal. Ihre musikalischen ersten Gehversuche unternahmen Sie aber offensichtlich in Northeim. Wie fing bei Uwe Busse alles an..?
Uwe Busse: Ja, es ist richtig – ich wurde in Wuppertal geboren. Meine Eltern zogen allerdings um, als ich knapp 2 Jahre alt war. Mein Vater betrieb dort eine Tankstelle, die zu meinem Lebensmittelpunkt wurde. Dort habe ich mir schon früh eigenes Geld verdienen können, indem ich z. B. Autos wusch. Meine Eltern waren musikalisch, meine Mutter war im Gesangsverein aktiv. Mein Vater wäre sogar gerne Berufsmusiker geworden, was aber nicht möglich war, weil das in seinen Augen (und in den Augen meiner Großmutter) eine „brotlose Kunst“ sei. Entsprechend war es auch der Wunsch meiner Eltern, dass ich nach der Schule zunächst eine ordentliche Berufsausbildung absolviere.
Schlager.de: Im Jahr 1990 nahmen Sie einmal bei der Vorentscheidung zur Eurovision teil. Wie kam es dazu? Was sagen Sie zum heutigen ESC?
Uwe Busse: 1990 habe ich nur deshalb beim ESC teilgenommen, weil damals die erfolgreichsten Produzenten Deutschlands, zu denen ich gehörte, gebeten wurden, einen Grand-Prix-Titel zu schreiben. Dazu gehörte erfreulicherweise auch ich, und so nahmen wir mit „Malibu“ leider wenig erfolgreich an der Vorentscheidung teil. Momentan würde ich beim ESC nicht teilnehmen wollen, weil es nicht mehr (wie früher) ein Podium für Autoren ist, sondern vielmehr eine Vermarktungsmaschinerie der Plattenfirmen. Ich halte persönlich übrigens auch gar nichts von so genannten Song-Camps. Meines Erachtens kann man nicht mit fünf Leuten gute Songs schreiben. Das geht mit zwei oder maximal drei Personen – nach meiner Erfahrung. Das heißt aber nicht, dass ich die Teamarbeit scheue. Beispielsweise habe ich meinen neuen Song „Lass das Leben auf uns regnen“ zusammen mit Patrick Kronenberger, einem jungen Songautor, der schon mit Christina Stürmer zusammen gearbeitet hat, geschrieben. Wie gerade erwähnt, habe ich Bernd Dietrich viel zu verdanken gehabt, der mich als junger Mann an die Hand nahm. Deshalb möchte nun ich mein Know-How sehr gerne in ähnlicher Form der jetzt jungen Generation weitergeben.
Schlager.de: Bei der Schlagerparade der Volksmusik haben Sie 2003 einen Erfolg mit Ihrem Schlager „Lieber Gott“ gelandet. Als Jahressieger wurde Ihnen sogar die Goldene Stimmgabel verliehen. Vermissen Sie solche TV-Formate, die Künstlern auch jenseits der so genannten A-Liga eine Chance geben?
Uwe Busse: Oh ja, das sehe ich als sehr großes Problem an. Die heutige Medienlandschaft ist ein Dschungel, durch den kaum noch jemand durchblickt. Das Internet hat sicher tolle Vorteile – zielgruppenorientiert kann jeder sein Publikum finden – aber das reicht alleine nicht aus. Es fehlt eine echte Plattform für Talente. Ich bekomme sehr viel Material von tollen Nachwuchssängern. Bis die aufgebaut sind, vergehen zehn Jahre. Das war früher viel besser. Es gibt auch kaum noch relevante Radioprogramme. Ich bin ja froh, als etablierter Interpret hier und da bei den Radiostationen noch Gehör zu finden. Bei Nachwuchsleuten ist das fast unmöglich. Da geht ein Stück deutsche Kultur verloren. Die heutige Generation kennt noch Schlager wie „Anita“ und „Ein Bett im Kornfeld“. Diese Schlagerkaliber gibt es immer weniger – einer der Gründe ist die gerade beschriebene Situation.
Schlager.de: Mit „Horst ist ein Held“ ist Ihnen selber einer dieser wenigen erfolgreichen Schlager der „Neuzeit“ gelungen. Ist das Ihr größter Hit?
Uwe Busse: Das kann man so sagen, ja. Noch immer werden T-Shirts mit der Aufschrift gedruckt, noch immer fragen die Leute nach dem Song – gerade Frauen, die „ihrem“ Horst danken wollen. Wie viele meiner Titel hat auch dieser Song autobiografische Züge. Es gab diesen „Horst“ tatsächlich, er ist inzwischen leider verstorben. Aber Menschen wie ihn, die immer hilfsbereit und humorvoll sind, wird es hoffentlich immer geben. Die rockige Melodie ist heute noch so populär, dass wir sie auch für den KLUBBB3-Song „Schlager ist geil“ verwendet haben.
Schlager.de: Ihr Duett mit Simone „Merci mon Amour (geheime Leidenschaft)“ wollten Sie 2004 bei einer Silbereisen-Show vorstellen. Daraus wurde nichts. Können Sie heute die Hintergründe erzählen?
Uwe Busse: Das war ein Fehler meines Managements bzw. meiner Plattenfirma und somit auch von mir. Wir hatten mir dem RBB eine TV-Aufzeichnung, die ursprünglich nach der Samstagabendshow ausgestrahlt werden sollte. Da gab es aber Terminverschiebungen. Wir hatten eine Exklusivitätsklausel – die wurde damit unterlaufen. Obwohl wir schon bei den Proben dabei waren, musste unser Auftritt abgesagt werden. Da muss man fair eingestehen, dass man selber den Fehler begangen hat.
Schlager.de: Für 2005 war eine kleine Tour vorgesehen, bei der leider einige Termine abgesagt werden mussten. Inzwischen sind Schlagerkonzerte aber sehr angesagt. Können Sie sich vorstellen, in den kommenden Jahren auf Tour zu gehen?
Uwe Busse: Vom Herzen her würde ich das unheimlich gerne machen. Ich mache sehr gerne Live-Musik auf der Bühne, da komme ich ja von meiner Jugend auch her. Andrerseits habe ich meine größten Erfolge nun mal als Produzent, Komponist und Textdichter erzielt. Wenn ich so etwas mache, möchte ich damit auch Erfolg haben, folglich muss ich dafür auch freie Kapazitäten haben. Wer sich über meine aktuellen Termine informieren möchte, kann das über meine Webseite tun.
Schlager.de: Wie kam es zum Projekt KLUBBB3?
Uwe Busse: Das ist eine interessante Geschichte. Das Silbereisen-Team legte mir ein Video vor, in dem Florian, Jan und Christoff jeweils auf Barhockern saßen und im Smoking zusammen sangen. Das war ein Ausschnitt aus einer belgischen TV-Show, die von Christoff moderiert wurde. Es hat mir gleich ganz toll gefallen – vielleicht, weil ich ja auch auf die Produktion von Männertrios spezialisiert bin (lacht). Es ist für ALLE ein Spaßprojekt. Man muss wissen, dass es wirklich so ist, dass die drei Jungs von Kindesbeinen an eine echte Freundschaft verbindet. Das wird nicht gespielt, das ist wirklich so. Ich selbst habe ja Christoff vor einigen Jahren produziert, was mir damals großen Spaß gemacht hatte. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass das ein großer Erfolg werden müsste – es hat mich nicht getäuscht…
Schlager.de: Bekanntlich sind Sie ein großer ABBA-Fan. 2014 haben Sie sogar in der Show „Willkommen bei Carmen Nebel“ als ABBA-Imitator mitgewirkt. Haben Sie weitere musikalische Vorbilder?
Uwe Busse: Ja, es stimmt, ABBA sind zeitlos, die sind nicht totzukriegen. Wie bereits erwähnt, bin ich musikalisch breit aufgestellt. Aktuell höre ich gerne David Guetta und Rammstein, liebe aber natürlich auch Queen und Deep Purple, weil das die Musik meiner Jugend ist.
Schlager.de: Ihr aktuelles Album „Regenbogenland“ ist Ihr 10. Album. Darauf enthalten sind neben zwei neuen Songs auch Meilensteine Ihrer Karriere…?
Uwe Busse: Ja, wir wurden in letzter Zeit immer öfter auf ältere Titel angesprochen, weil die nicht mehr im Handel erhältlich waren. Mich erreichten Zuschriften, bei denen sich z. B. Frauen Lieder wie „Zärtlicher Tyrann“ wünschten, weil sie ihren Mann in diesem Song wiederfanden. Mir war wichtig, dass die alten Titel sich vom Sound her von den neuen abheben wollten, weswegen wir sie neu gemastert haben. Dafür konnte ich Henning Verlage gewinnen, der u. a. erfolgreich mit Unheilig gearbeitet hat. Mit der Auswahl der Lieder haben wir uns große Mühe gegeben. Mir war wichtig, auch Lieder dabei zu haben, die bislang keine große mediale Aufmerksamkeit hatten, die ich aber für großartig halte. Das Album soll einen Querschnitt meiner Lieder von Balladen bis zu groovigen Dance-Songs enthalten.
„Regenbogenland“ – Das aktuelle Album
Schlager.de: Die beiden neuen Songs sind auch recht unterschiedlich…
Uwe Busse: Das stimmt. „Lass das Leben auf uns regnen“ ist ein lebensbejahender positiver Song, der dafür plädiert, immer optimistisch zu sein. Auch wenn es mal nicht so läuft, sollen Optimismus und Lebensfreude das Maß aller Dinge sein – das ist die Aussage des Stücks, das ich mit Patrick Kronenberger geschrieben habe. Das neue Lied „Herzmail“ beschäftigt sich mit der Partnersuche in Zeiten des Internets, in denen einsame Menschen voller Sehnsüchte vor dem Computer dem Glück hinterherlaufen.
Schlager.de: Von den neu aufgelegten Songs sind viele originell und mit autobiografischem Charakter…
Uwe Busse: Richtig. Der „Sommer 76“ war nun mal der Sommer, in dem ich zum ersten Mal ein Mädchen küssen durfte. Und meine erste eigene Wohnung, die ich mit meiner Frau Katharina bezog, trug nun mal die „Hausnummer 30“. Das Gefühl der Mutter, den Sohn ziehen zu lassen, ist für viele Mamas schmerzhaft – ich finde, darüber kann man einen Schlager machen.
Schlager.de: Unbedingt. Sie packen aber auch mutig Tabuthemen an. Beispielsweise, dass Ihre Ehe kinderlos geblieben ist.
Uwe Busse: Ja, das ist etwas, was meine Frau und mich natürlich beschäftigt hat. In dem Titel „Wie würdest du lachen?“ beschäftige ich mich damit, wie mein Kind wohl wäre, wenn ich eins hätte. Wir haben festgestellt, dass wir über Familienplanung nie ernsthaft nachgedacht haben. Ich selbst hatte immer meine Karriere im Blick, und meine Frau ist eine von sieben Geschwistern. Sie hatte über einen langen Zeitraum so viele Kinder um sich, war sehr oft Babysitterin und hat so ihren Mutterinstinkt vielleicht lange ausgelebt. Außerdem hatte sie immer Verständnis für meinen zeitraubenden Job, wofür ich ihr unendlich dankbar bin. Nun sind wir über 50, und für ein Kind ist es zu spät. Mit dem Lied möchte ich dazu anregen, sich in jungen Jahren über die Familienplanung Gedanken zu machen und die Überlegung darüber nicht zu verschieben bzw. beiseite zu schieben. Wobei man auch ohne Kinder glücklich sein kann, das sind wir auch. Beispielsweise sagt man kinderlosen Paaren ja nach, dass die Liebe, die sonst auf Kinder übertragen wird, gegenseitig gegeben wird – so ist es zumindest bei uns beiden. Wir haben tolle Menschen um uns und lieben Tiere, es fehlt uns an nichts. Aber – wie gesagt – erst jetzt, als über 50-jähriger, kommen Gedanken hoch, wem ich etwas hinterlassen kann. Ich meine nicht materiell, sondern auch vom Gedankengut. Ich bin deshalb froh, eben auch mit jungen Menschen zusammenarbeiten zu können. Außerdem engagiere ich mich mit Herzblut als Botschafter der deutschen Lebenshilfe NRW.
Schlager.de: Gibt es schon Fernsehtermine im Zusammenhang mit ihrem aktuellen Album „Regenbogenland“?
Uwe Busse: Momentan bin ich ja auf Radiotour und freue mich, meine Lieder im Radio vorstellen zu dürfen. Ich war in der MDR-Sendung „Schlager des Monats“ mit dabei, sie wurde am 25. Mai (am VÖ-Tag) im MDR-Abendprogramm gesendet. Ein fixer TV-Termin ist darüber hinaus der 5. August. Dann bin ich bei „Immer wieder sonntags“ zu Gast. Ich denke, da kommen noch einige TV-Termine dazu – wer mag, kann das gerne unter uwe-busse.de nachsehen.
Schlager.de: Haben Sie in Ihrem Repertoire ein Lieblingslied?
Uwe Busse: Ich liebe den Titelsong meines aktuellen Albums „Regenbogenland“. Es geht darin um den Abschied von einem geliebten Vierbeiner. Ich hatte eine Windhündin, die das für Windhunde biblische Alter von 15 Jahren erreicht hat. Ich empfand über ihren Tod eine tiefe Trauer, die ich mit dem Lied „Regenbogenland“ verarbeitet habe. Das ist einer der Titel, von denen ich gerade sprach: Eine Perle aus den vergangenen Jahren, die bislang unentdeckt blieb. Ich liebe diesen Song und bin froh, dass er nun namengebend für mein neues Album ist. Wenn ich noch einen Titel nennen müsste, würde mir auf Anhieb der Titel „Herzschlag für Herzschlag“ einfallen.
Schlager.de: Vielen Dank für das sehr offene und nette Gespräch!