Credit: © Birgit Pichler

Hannah -– Die tiroler Power-Frau auf dem Weg nach oben

Eine solide Ausbildung und jede Menge Power

Hannah, mit bürgerlichem Namen Hannah Hofer, wuchs in Mils bei Hall – in der Nähe von Innsbruck – auf. Die junge Tirolerin musizierte schon begeistert von Kindesbeinen: Nicht nur nahm sie Flöten- und Klavierunterricht, sie übte auch fleißig das Dirigieren mit chinesischen Essstäbchen. Dieses frühe Interesse an der Musik behielt sie bei und absolvierte nach ihrer Matura – dem österreichischen Abitur – eine Gesangsausbildung im Bereich Rock und Pop an der Hannoveraner Powervoice Academy. Seither arbeitet sie sowohl als Gesangscoach als auch als Sängerin.

Mit Individualität und Professionalität auf dem Weg nach ganz oben

Über ein Demotape wurde der Produzent Willy Willmann auf das große Talent Hannahs aufmerksam – und fördert und begleitet seither ihre Karriere. Bislang veröffentlichte sie zwei Studioalben, „Es muss außa“ (2011) und „Weiber, es isch Zeit!“ (2013). Das Debütalbum „Es muss außa“ erreichte einen beachtlichen Platz 29 in den österreichischen Albumcharts, das Nachfolgealbum konnte diesen ersten Erfolg jedoch noch einmal klar übertreffen – „Weiber, es isch Zeit!“ erreichte Platz 3 der österreichischen Charts. Als Support-Act stand Hannah auch schon mit dem österreichischen Volksmusikstar Andreas Gabalier auf der Bühne, und sie ist bei allen wichtigen österreichischen Schlagerevents dabei. Im Herbst 2013 war sie auch beim großen ZDF-Fernsehgarten-Oktoberfest-Spezial zu sehen. Ganz klar ist Hannah also auf Erfolgskurs. Dieser Erfolg liegt sicherlich auch darin begründet, dass sich Hannah ganz aktiv darum bemüht, authentische Musik jenseits traditioneller Gattungsgrenzen zu machen. Ihre Musik klingt ein bisschen nach einer Mischung aus Schlager, Rock, Pop und Country, und hebt sich stilistisch sowohl von „klassischer“ Volksmusik als auch von Partyschlagern deutlich ab. Auch mit ihren Texten – die Hannah zu einem großen Teil selbst schreibt – passt sie so gar nicht in die Schubladen, die die klassischen Genrebezeichnungen bereithalten. Sie sind kritisch, manchmal vielleicht auch ein bisschen provokant; sie passen aber vor allem nicht zu einem stereotypen traditionellen Frauenbild, dass oft noch mit dem Schlagergenre assoziiert wird. Hannahs Musik ist auch keine „Heile-Welt-Musik“. Hier geht es um den Ausdruck auch all dessen, was im Leben nicht so rund läuft, um Geschichten, wie sie das Leben schreibt – um alles eben, was „außa muss“ („‘raus muss“), wie es der Titel ihres Debütalbums schon verrät. Obwohl das nicht immer nur rosig aussieht, beschreibt sich Hannah als einen positiven Menschen, der an die Liebe glaubt, aber vor allem als einen, der immer auch dafür kämpft, seine Individualität behalten und zum Ausdruck bringen zu dürfen – und dazu gehört auch das Singen in Tiroler Mundart.

Was man sonst noch wissen sollte…

Hannah ist nicht nur ein phantastische Sängerin, sondern auch Mutter. Vor kurzem durchlebte sie eine Trennung von ihrem Partner – eine schwierige Phase ihres Lebens, über die sie im November 2013 in der österreichischen Sendung „Barbara Karlich Show“ erstmals in der Öffentlichkeit sprach.

Schlager.de im exklusiven Interview mit Hannah

Schlager.de: Hannah, du bist in Österreich bereits sehr bekannt und beliebt. Wie würdest du dich selbst und deine Musik den Fans hier in Deutschland mit wenigen Schlagworten beschreiben? Hannah: Rebellisch, ambivalent: volkstümlich und rockig, punkig, heimatverbunden, traditionell mit modernen Elementen Auch auf deinem vor kurzem veröffentlichten, bereits dritten Album „Aufstieg“ findet man Songs, die du zumindest teilweise in Mundart singst. Was verbindest du mit deiner Heimat und wie wichtig ist es dir, die eigenen Wurzeln zu pflegen und zu wahren? Mir ist Heimat sehr wichtig. Mit Heimat verbinde ich Wurzeln, GeliebtSein, SichFreiFühlen; Diese Gefühle muss man nicht zwangsläufig mit einem Land verbinden, man kann diese Gefühle auch bei geliebten Menschen spüren, bei einem Hobby etc. Mir wurde meine Heimat Tirol im Teenageralter zu eng – die Berge, die oft engstirnige Meinung der Tiroler, das angepasste und konventionelle Dorfleben. Ich musste raus und so bin ich nach meinem Abitur nach Hannover um eine Ausbildung zum Vocalcoach und Sängerin für Rock und Pop zu machen, danach in die Schweiz, nach Italien und Dubai. Heute schätze ich meine Heimat viel mehr, denn ich kann über die Berge, über den Tellerrand blicken, und das ist gut so. Ich bin schon der Meinung, dass gerade in der heutigen Zeit, wo die politische Situation die Menschen so zerreißt und aufrüttelt, Wurzeln wichtig sind. Heimatstolz ist wichtig. Ich bin stolz auf mein Land, weil es so schön ist, weil ich die Natur liebe, die Berge, die Städte, die Kultur, das Essen, die Leut´, das Sozialsystem etc. und ich finde, das darf man auch zum Ausdruck bringen. Nur weil ich mein Land liebe, bin ich noch lange nicht in einem rechten Eck, im Gegenteil, weil ich mein Land liebe, kann ich weltoffen und tolerant sein. Ich finde einfach, dass unsere Kultur gepflegt werden soll und da gehören in Österreich eben Brauchtumsgruppen, Schuhplattler, Perchten, Jungbauern, Vereinskultur dazu. In Deutschland schreit man oft schon bei der Verwendung des Wortes „Heimat“ laut auf, weil man diesen Begriff der rechten Abteilung zuordnet. Aber die wenigsten Menschen unserer Generation können die Zeit des 2. Weltkrieges noch nachvollziehen, wir kennen diese Zeit aus Geschichtsbüchern oder Erzählungen unserer Großeltern, aber wir haben diese dunklen Tage nicht erlebt. Gott sei Dank, und ich hoffe, dass wir alle sie nie mehr erleben müssen. Trotzdem hängt diese dunkle Wolke (in meinem Song „Hoamat“ Textzitat: „weil dunkle Tage sterben nie“) wie ein Damoklesschwert über unserem Heimatverständnis. Müssen wir uns wirklich für unsere Heimat schämen? Rein geschichtlich ja und dieses Verbrechen an der Menschheit kann nie ausradiert werden, aber ich denke es kann irgendwann abgehakt werden. Müssen wir uns als Deutsche oder Österreicher immer noch für etwas schämen, das wir nicht mehr miterlebt haben? Oder dürfen wir, unsere Generation, stolz sein, auf das, was die Nachkriegsgeneration aufgebaut hat und für uns erreicht hat. Dürfen wir nicht auf unser vegetativ artenreiches Land, auf das gute Essen etc. stolz sein? Ich denke schon und ich bin davon überzeugt, dass wir Menschen eine „HOAMAT“ suchen und brauchen. Du begeisterst uns nicht nur mit tollen Songs, sondern auch mit deinen unvergleichlichen Outfits. Wo nimmst du die Ideen dazu her und gibt es neben der coolen Optik auch eine Symbolik dahinter? Mir ist es wichtig Traditionellem moderne Akzente zu verleihen. Oft wird das Dirndlkleid bei uns, auch bezugnehmend auf den Tourismus, sehr klischeehaft verwendet. Normalerweise laufen auch wir Tiroler Frauen und Männer nicht im Alltag mit Dirndl und Lederhose durch die Straßen und deshalb wollte ich dem traditionell, trachtigem Outfit den Kitsch etwas nehmen und zeigen, wie sich eine moderne Frau auch sonst noch kleiden kann. Heraus kam Traditionelles mit Edelpunk, also der Alpenpunk. Früher habe ich stundenlang nach Klamotten gesucht, daheim Stoffe und Patches aufgenäht und den Pinsel geschwungen. Mittlerweile habe ich schon wie eine kleine Familie um mich, meine Alpenpunk-Family, die sich um meinen punkigen Alpenstyle kümmert. Dazu gehört vor allem Markus Spatzier, der junge dynamische und äußerst talentierte Designer aus Schwaz, der mit seinem Label Manufaktur Herzblut nicht nur auf der Vienna Fashion immer vertreten ist, sondern sich schon über unsere Landesgrenzen hinaus einen Namen erarbeitet hat. Bei medialen Ereignissen habe ich auch immer meinen eigenen Visagisten mit dabei, Michael Kleinheinz/Visartist, der sich um mein Make Up und meine Haare kümmert. Aufmerksame Fans beschäftigen sich intensiv mit den Songtexten. Bei dir fällt auf, daß du Geschichten erzählst, die sehr authentisch und selbsterlebt wirken. Woher beziehst du deine Ideen? Sind diese vielleicht sogar autobiografisch? Ideen kommen immer und überall oder gar nicht. Kreativität kommt und geht, hält sich nicht an fixe Zeiten und so sammle ich immer und überall Ideen für neue Songs und Texte. Die werden dann schnell aufs iPhone gesprochen oder gesungen, ansonsten sind sie wieder weg. Nicht alles, was ich schreibe, ist autobiografisch, aber ich versetze mich schon immer sehr intensiv in die Geschichten hinein, die ich erzählen will. Da kann es schon passieren, dass mich Geschichten und Themen bis in meine Träume verfolgen. Natürlich kann man auch Erlebtes in Songtexten verarbeiten, dann erspart man sich so manchen Therapeuten, obwohl jeder Künstler einen kleinen künstlerischen Knacks weg hat;-)!! Du bedienst ein sehr facettenreiches musikalisches Feld von der gefühlvollen Ballade bis zum brandheissen Gassenhauer. Dasselbe gilt auch für deine Texte, die emotional auffällig tiefgehend, manchmal augenzwinkernd und selbstironisch aber auch mal mutig und aufrüttelnd sind. Ein Titel heißt „Weißt du wieviel Sternlein stehen“ und ist keineswegs ein Remake des bekannten Schlafliedes. Was ist der Hintergrund dieses Titels und was möchtest du damit sagen? In der Zeit als der Syrienkrieg angefangen hat und wir alle mit schrecklichen Bildern überflutet wurden, so viele, dass wir schon teilweise abgestumpft darauf reagierten, habe ich mir gesagt, ich möchte gerne einen Song darüber schreiben, weil wir hier in Österreich und Deutschland alles in keinster Weise nachvollziehen können, wie es sich anfühlt sein Kind, seine Familie bei Bombenanschlägen zu verlieren, zuschauen zu müssen wie das eigene Hab und Gut einfach nicht mehr da ist, das eigene Kind schwer verletzt in den Armen zu halten und keine Hilfe zu bekommen – einfach schrecklich. Und „i fühl mi so sicher in meiner heimeligen, kleinkariertet Welt“ (Textzitat Intro „Weißt du wieviel Sternlein stehen“), während am anderen Ende der Erde der Krieg tobt, das war die Aussage des Songs. Das Lied verschwand dann in der künstlerüblichen Schublade und als der Terror nach Frankreich und Europa überschwappte und schreckliche Szenen sich praktisch vor unserer Haustüre abspielten, kramte ich den Song wieder raus und dachte mir, jetzt hat sich diese Anfangszeile „i fühl mi so sicher…..“ auf ironische Weise verändert, sie stand plötzlich in einem anderen Licht. Und so musste das Lied nach außen mit einem Video, wo nicht ich im Vordergrund sein sollte, deshalb die Kapuze, die Kappe….sondern der Text und das Gefühl des Songs. Ich will nicht nur das in der Schlager- und Volksmusikbranche übliche „Heileweltbildklischee“ erfüllen, sondern ich will auch, neben Partykrachern, aufrütteln und mit meinen Songs zum Nachdenken anregen. Da nehme ich mir kein Blatt vor den Mund. Deine aktuelle Single heißt „Scheissegal“ und ist ein äußerst eingängiger, mitreißender Song, der dich und deinen Stil sehr gut beschreibt. Sicher können die Fans deine Texte Wort für Wort mitsingen. Gerade Songs wie dieser haben durch die starken Worte einen hohen Wiedererkennungswert. Jeder interpretiert dort seine persönlichen Erlebnisse mit hinein. Was ist das für ein Gefühl, wenn du auf der Bühne stehst und Tausende Fans mit dir den Refrain anstimmen? Ich bin hier in Österreich eine der wenigen, die keine Coversongs oder Hitmedleys spielt. Ein Hannah Konzert ist zu 150% Prozent Hannah. Wo Hannah draufsteht, ist Hannah drin und ich bin immer wieder überwältigt, wenn ich auf der Bühne stehe, dass so viele Menschen meine Texte und Songs von Anfang bis zum Ende mitsingen, die mir ihre persönliche Lebensgeschichten, die sie mit meinen Liedern in Verbindung bringen, schreiben, die mir überall hinterherreisen, die einfach für mich da sind – es ist einfach nur unfassbar und ich bin so glücklich, dass ich dieses Privileg als Künstlerin habe und ich hoffe, dass der „AUFSTIEG“ weitergeht nicht nur hier in Österreich, sondern auch in Deutschland. Gibt es abschließend etwas Persönliches, das du den deutschen Fans sagen oder mit auf dem Weg geben möchtest? Meine lieben deutschen Alpenpunker, ich bin stolz auf euch, dass ihr mit mir, als Flachländer;-)!!, den AUFSTIEG wagt und mit mir auf den Gipfel geht. Mein Mann ist auch Deutscher und ich liebe euch, auch wenn wir Österreicher und Deutschen uns immer ein bisschen aufziehen, das gehört zu unserer nachbarlichen Freundschaft dazu. An meine lieben deutschen Frauen da draußen: Bleibt stark, geht euren Weg und denkt daran: Mit Highheels sind wir geboren, wir klettern über jeden Stoan… (Textzitat: „Weiber, es isch Zeit“), Alles Liebe Eure Hannah